BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


5. März 2008

Der BUND warnt: "Emma's Schwestern werden noch mehr durcheinander wirbeln ... Umkehren? Jetzt! Neue Kohlekraftwerke forcieren den Klimawandel!"

"Es ist höchst problematisch, dass es keine Gesamtplanung und keine Zusammenschau der Immissionswirkungen von Kohlekraftwerken in Niedersachsen gibt", kritisiert Dr. Marita Wudtke, Referatsleiterin Naturschutz / Umwelt beim BUND Niedersachsen e.V.. Dies aus Anlass des ersten Erörterungstermins nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) am 4. und 5. März 2008 für ein Kohlekraftwerk an der Niedersächsischen Küste. In Wilhelmshaven hat der belgische Konzern Electrabel ein 800 Megawatt-Steinkohlekraftwerk ohne Kraft-Wärme-Kopplung und CO2-Abscheidung und mit lediglich 46 Prozent Wirkungsgrad mit sofortigem Beginn der Maßnahme beantragt.

Mehr als zehn Kohlekraftwerke sind in Norddeutschland derzeit in Planung, immerhin drei Kohlekraftwerke (KKW) wären es dann in Wilhelmshaven: das bestehende (E.on, rund 750 MW) bleibt am Netz, das beantragte soll 2011 in den Probebetrieb und 2012 ans Netz gehen und ein weiteres der Firma E.on mit 500 MW Leistung, Kraft-Wärme-Kopplung und Wirkungsgrad 50plus ist aktuell in der Planung. Diese ausufernden Pläne zum Bau weiterer Kohlekraftwerke sind klimapolitisch nicht hinnehmbar. Der "Zeitdruck" ist hausgemacht: Bevor ab 2013 die Emissionszertifikate von der EU restriktiver gehandhabt werden und dann auch ein schärferer Grenzwert für Stickoxide im Rahmen der 37. BImSch-Verordnung greift, wollen die Konzerne noch gern alles unter Dach und Fach haben.

Ziel des BUND hingegen ist, den Ausbau der Kohlekraft im Interesse des Klimaschutzes zu verhindern und über die Nutzung regenerativer Energien oder das Einsparen von Energie Alternativen aufzuzeigen. Wenn überhaupt noch KKW’s genehmigt würden, dann sollten sie mindestens über Kraft-Wärme-Kopplung verfügen, so die Forderung. Die CO2-Abscheidung ist ohnehin über das Versuchsstadium noch nicht hinaus. Mit einem weiter andauernden CO2-Ausstoß werden die gesetzten Klimaziele Deutschlands aber nicht zu erreichen sein. Äußerst fragwürdig ist zudem der Betrieb der Kraftwerke mit Importkohle mit allen bekannten Begleiterscheinungen, wie Energieeinsatz, unwürdigen Arbeitsbedingungen und schwerwiegenden Eingriffe in den Naturhaushalt vor Ort.

Außer CO2 werden Schadgase wie NOx, SO2 und Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, Cadmium und Arsen emittiert. Sie gehen, entsprechend der Hauptwindrichtungen in Wilhelmshaven, auf den Jadebusen und damit auf landes- und europaweit geschützte Landschaftsräume (Nationalpark, NATURA 2000-Gebiet) und attraktive Tourismusregionen nieder und reichern sich im Ökosystem Wattenmeer an. Über die Nahrungskette schädigen sie nicht nur höhere Tiere wie Seehunde oder Schweinswale, sondern gefährden letztlich auch den Menschen.

Für die Frage der Eingriffe in Natur und Landschaft verschärfend kommt hinzu, dass ausschließlich für den Abtransport des Stroms aus den konventionellen Kraftwerken in Wilhelmshaven - also nicht für Offshore-Windstrom - eine 380 kV-Leitung geplant ist. Auch diese Maßnahme wird nicht mit den KKW im Zusammenhang betrachtet. "Eine echte Salamitaktik", moniert Dr. Wudtke. "Erst eine Berücksichtigung aller Parallelvorhaben macht das ganze Ausmaß der Schadwirkungen in der Gesamtbilanz deutlich!"

Auf Kritik des BUND stoßen auch die im Februar 2008 begonnenen großflächigen Rodungen auf dem Rüstersieler Groden (Vernichtung geschützter Biotope), obwohl die Baufläche Teil des Antrags nach BImSchG ist. Hier wurden während eines laufenden Verfahrens Tatsachen geschaffen!

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Weiterführende Information auch unter:
www.gegenwind-whv.de oder
Zeche Rüstersiel, Wilhelmshavens Bürgerinitiative gegen Kohlekraftwerke und für Klimaschutz unter www.zeche-ruestersiel.de
Zentrale Anlaufstelle des Zusammenschlusses ist die Bürgerinitiative Zeche-Ruestersieler Groden in Wilhelmshaven: Als Koordinator der Aktion "Norddeutschland gegen Kohlekraftwerke" wurde Peter Sokolowski/Wilhelmshaven auf dem ersten Treffen im Januar 2008 gewählt.


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/themen/kohlekraftwerke/kkw_detailansicht/browse/2/artikel/der-bund-warnt-emmas-schwestern-werden-noch-mehr-durcheinander-wirbeln-umkehren-jetzt-neue-1/