29. März 2011
NorGer-Kabel: Einspeisung am AKW Unterweser bietet sich an - Festhalten an Atomenergie behindert Ausbau der erneuerbaren Energien
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Niedersachsen e.V. begrüßt den heutigen positiven Abschluss des Mitte 2010 eingeleiteten Raumordnungsverfahrens durch die Regierungsvertretung Oldenburg für das Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungskabel (HGÜ), das mit einer Gesamtlänge von mehr als 600 Kilometern zwischen Norwegen und Deutschland (NorGer-Kabel) verlaufen soll. Der Abschnitt im Niedersächsischen Küstenmeer (12-Seemeilen-Zone) beträgt ca. 100 Kilometer und auf dem Festland ca. 50 Kilometer.
Die Kabelverbindung mit einer Übertragungsleistung von 1.400 MW ist ein bedeutsamer Baustein für den Umbau des Energieversorgungssystems auf Erneuerbare Energien. Überschüssige Windenergie aus Deutschland soll damit bei Nacht in Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen eingespeist werden und bei Strombedarf und hohem Strompreis am Tage als Wasserkraftstrom wieder nach Süden fließen.
Der 1.400 MW-Interkonnektor nach Norwegen könnte 2015 mit dieser Leistung komplett das zurzeit aufgrund des Moratoriums abgeschaltete AKW Unterweser ersetzen – eines der ältesten Atomkraftwerke in Deutschland. Mit dem weiter nördlich gelegenen Einspeisepunkt könnte rund die Hälfte der Kabelstrecke (ca. 20 Kilometer) auf dem Festland eingespart werden und die erforderliche Konverter-Station müsste nicht auf der „grünen Wiese“ und moorigem Untergrund gebaut werden.
Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) kann bereits bis 2017 ein kompletter Atomausstieg erfolgen – mit Blockheiz- und Gas-Kraftwerken als Übergangstechnologie – und bis 2050 kann demnach der Strombedarf in Deutschland vollständig aus regenerativen Energiequellen gedeckt werden, wie der Präsident des UBA heute noch einmal bekräftigt hat.
Der BUND Niedersachsen erwartet von der Landesregierung, dass sie sich auf Bundesebene sehr deutlich dafür einsetzt, dass das AKW Unterweser nicht wieder ans Netz geht und auf den Netzbetreiber TenneT einwirkt, den Standort Unterweser als Einspeisepunkt für das NorGer-Kabel zuzuweisen. Diese Chance zur Weichenstellung zum Ausbau der erneuerbaren Energien soll laut BUND unbedingt genutzt werden.
Im nun folgenden Planfeststellungsverfahren wird sich der BUND dafür einsetzen, dass die Baugenehmigung für die Land- und Seetrasse erst nach umfassender Durchführung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung erfolgt. So hat beispielsweise die Kabelverlegung im Küstenmeer (und auch in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone) mit größtmöglicher Schonung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer sowie des dortigen FFH- und EU-Vogelschutzgebietes zu erfolgen.
Den Verlauf der landesplanerisch festgestellten Trasse östlich entlang des Jadefahrwassers befürwortet der BUND. Der Umweltverband fordert seit Jahren Kabelverlegungen im Bereich der bereits vorgeprägten Mündungsbereiche der Bundeswasserstraßen.
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