12. Juni 2017
SuedLink: unnötig, teuer und schädlich - BUND lehnt Planung von TenneT zur Stromautobahn in Niedersachsen ab
Im Juni lädt die Bundesnetzagentur in Niedersachsen zu Erörterungsterminen im Rahmen der Bundesfachplanung zu Abschnitten der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) SuedLink ein. Anlässlich des Termins am 13. Juni in Hannover fordert der BUND Niedersachsen einen sofortigen Planungs- und Baustopp dieser Stromautobahn. „SuedLink ist energiepolitisch der falsche Weg, denn er verhindert eine dezentrale Energiewende“, sagt BUND-Landesvorsitzender Heiner Baumgarten. „Anstatt eines massiven Netzausbaus, der mit der Genehmigung von SuedLink zementiert würde, muss auf Landes- wie auf Bundesebene zuerst die Notwendigkeit für Leitungen dieser Art ermittelt werden. Da die Bedarfsfrage bisher überhaupt nicht geklärt wurde, ist der Bau einer solchen Stromautobahn der dritte Schritt vor dem ersten!“
Der BUND hat in allen Verfahren zur Netzentwicklungsplanung umfassende Stellungnahmen eingereicht. Der Umweltverband forderte darin, dass Berechnungsverfahren transparent offen gelegt, der Bau dezentraler Kraftwerke zur Minderung des Netzausbaus berücksichtigt und regionale Verteilnetze einbezogen werden. Zudem muss erneuerbare Energie auch als Gas transportiert werden. All diese Vorschläge wurden von den Netzbetreibern und der Bundesnetzagentur abgelehnt.
„Statt einer Energiewende mit Offshore-Windanlagen und HGÜ-Stromautobahnen in der Hand großer Konzerne sind regionale Wirtschaftskreisläufe mit Energieerzeugung und sparsamer Energienutzung durch Energiegesellschaften von Bürger*innen nötig“, betont Baumgarten. Um das fluktuierende Angebot an Strom aus Erneuerbaren Energien im Sinne der Versorgungssicherheit zu ergänzen braucht es keine zusätzlichen HGÜ-Netze sondern Laststeuerung und flexible KWK-Anlagen wie heute beim Erfolgsmodell Bioenergiedorf Jühnde 2.0 mit Erweiterung der Energiespeicher in Niedersachsen geplant. In Niedersachsen wird kommunaler Klimaschutz an vielen Stellen beispielhaft erfolgreich umgesetzt, so durch die Wärmegewinnung aus Abwasser in Oldenburg oder neue Bürger-Fernwärmenetze.
Der BUND fordert für die dezentrale Energiewende eine Ertüchtigung der bestehenden Übertragungs- und Verteilnetze sowie neue Regeln des Strommarktes zugunsten regionaler Lösungen mit Energiespeichern. „Innovative technische Ansätze, die heute bereits vorliegen, müssen in die Planung des Netzumbaus einfließen“, so Baumgarten.
Weitere Informationen finden Sie im Netz unter www.bund.net/stromnetze sowie in der Erklärung und dem Flyer vom BUND Niedersachsen und dem Bundesverband der Bürgerinitiativen gegen SuedLink. Diese können Sie unter www.bund-niedersachsen.de/pressematerialien/ herunterladen.
Hintergrund
Die Bundesfachplanung lädt mit zahlreichen Veranstaltungen zur Bewertung der möglichen Leitungsführungen für zwei Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen des Bundesbedarfsplangesetzes (BBPIG) ein, die als „SuedLink“ bezeichnet werden. Dies umfasst die Vorhaben Nr. 3 Brunsbüttel – Großgartach sowie Nr. 4 Wilster – Grafenrheinfeld. Aufgrund von Protesten sollen die Leitungen nun als Erdkabel umgesetzt werden. Auch als Erdkabelvariante ruft dieses Vorhaben jedoch zu hohe Eingriffe in Umwelt und Natur hervor, ganz unabhängig von der konkreten Leitungsführung. Sie stellen erhebliche Beeinträchtigungen des Bodens, des Grundwassers, des Naturhaushaltes und des Waldes dar. Der BUND lehnt daher den Bau dieser Leitungen und die gesamte Planung des Stromausbaus ab.
Aktuelle Studien, z.B. von Universitätsinstituten (Uni Erlangen, Prognos AG) und dem VDE, bestätigen die Auffassungen, dass mit dezentralen, zellularen Ansätzen der Stromnetzausbau deutlich umweltschonender und im Umfang geringer ausfallen würde als beim derzeitigen Zentralansatz. Im weitestgehenden Fall ist der Verzicht auf die HGÜ-Leitungen möglich.
Rückfragen zum Thema an:
Dr. Marita Wudtke
Leiterin Naturschutz / Umweltpolitik
BUND Landesverband Niedersachsen
Tel. (0511) 965 69 – 18, Mobil 0160 46 16 570
marita.wudtke@nds.bund.net
Pressekontakt:
Dr. Tonja Mannstedt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
BUND Landesverband Niedersachsen
Tel. (0511) 965 69 - 31
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