30. Juni 2003

Bundesverkehrswegeplan - BUND: "Niedersachsen-Projekte kein Beitrag zur Verkehrswende"

Hannover - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht in den niedersächsischen Projekten im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) keinen Beitrag zur Verkehrswende: "Menschen und Natur bekommen nicht mehr Ruhe und saubere Luft, sondern werden noch stärker belastet als bisher", erklärte BUND-Sprecherin Dr. Marita Wudtke. Für Niedersachsen stehen über 250 Straßenneubauten und Erweiterungen im BVWP. Am 2. Juli will das Bundeskabinett den neuen Verkehrswegeplan beschließen.Nach Ansicht des BUND ist das Land nicht unerheblich daran beteiligt, dass der bundesweite Ausstoß des Klimagases CO2 um 11 Prozent bis 2015 steigt, sollten alle Projekte des BVWP gebaut werden. Niedersachsen will für mehr als vier Milliarden Euro Bundesfernstraßen ausbauen und steht damit an fünfter Stelle im Ländervergleich: "Mit ökologischer Verkehrspolitik hat das nichts zu tun. Im Gegenteil, alle Erfolge im Klimaschutz werden durch diese Asphaltierungswut zunichte gemacht," kritisierte die BUND-Sprecherin. Für die Beratungen der Fernstraßen- und Schienenwegeausbaugesetze ab Herbst fordert der BUND die Landesregierung auf, sich für mehr Schieneninvestitionen und die Streichung überflüssiger Straßenprojekte einzusetzen. Angesichts der Ebbe in den öffentlichen Kassen, zunehmender Verkehrsprobleme und daraus resultierender Schäden für Mensch und Umwelt sei ein Umsteuern in der Verkehrspolitik notwendig.Die Kritik des Umweltverbands zu einzelnen Vorhaben:* Die geplanten Autobahnen A 39 (Wolfsburg-Lüneburg) - in Verbindung mit der A 14 (Magdeburg-Schwerin) - und A 20 (Nord- und Westumfahrung Hamburg) führen überwiegend durch ökologisch wertvolle Naturlebensräume. Zahlreiche FFH- und Vogelschutzgebiete, die nach europäischem Recht besonderen Schutz genießen, würden durch die Neubautrassen zerschnitten oder beeinträchtigt. "Diese Pläne müssen gestrichen werden", verlangte die BUND-Sprecherin. "Der Ausbau bestehender Bundesstraßen als Alternative ist wesentlich kostengünstiger und bekommt die Verkehrsprobleme eher in den Griff."* Paradebeispiel für eine unverantwortliche Verkehrsplanung ist nach Ansicht des BUND auch die geplante B3 Ortsumfahrung bei Celle: "Warum einfach, wenn es auch teuer geht", scheint hier zugrunde gelegen zu haben, vermutet Wudtke. Das 110 Millionen Euro teure Projekt einer Umfahrung im Osten würde vier ökologisch bedeutsame Gewässerläufe queren, an der Aller einen erheblichen Eingriff in ein FFH-Gebiet verursachen und die Innenstadt von Celle nur wenig entlasten. "Die BUND-Alternative im Westen ist etwa 50 Millionen Euro günstiger und ökologisch und verkehrspolitisch sogar noch sinnvoller", erklärte die BUND-Sprecherin.* Bei den Schienenprojekten verlangt der BUND, die geplante Y-Trasse zwischen Hannover, Hamburg und Bremen zu den Akten zu legen. "Die Trasse bringt keine Entlastungen für die Knotenpunkte Hannover und den Großraum Hamburg, bietet kein attraktives Bahnangebot für die Fläche und zerschneidet bisher zusammenhängende Landschaftsräume. Die bessere Alternative wäre ein Optimierung vorhandener Strecken", sagte Wudtke. So auch beim geplanten Neubau der Bahnstrecke Seelze-Wunstorf-Minden, gegen den Anwohner vor allem wegen der zusätzlichen Lärmbelastung und der Zerstückelung angrenzender Waldflächen demonstrieren. "Durch den Ausbau der bestehende Bahnstrecke mit neuen Parallelgleisen, ließen sich diese Beeinträchtigungen deutlich vermindern" sagte die BUND-Sprecherin.* Zum Gewässerausbau erklärte der Umweltverband, dass die im BVWP vorgesehenen weiteren Vertiefungen der großen niedersächsischen Flüsse ökologisch und wirtschaftlich nicht vertretbar seien. Außerdem widersprächen sie den Überlegungen zu einem vorbeugenden Hochwasserschutz. Auch an der mittleren Elbe bestehe noch immer die Gefahr des Ausbaus und der Fahrrinnenvertiefung: "Erst wenn die Pläne zur Kanalisierung der Saale wirklich vom Tisch sind, gibt es in Niedersachsen Gewissheit, dass die Elbe unzerstört bleibt", sagte die BUND-Sprecherin. Denn der Ausbau der Saale, würde eine Kanalisierung der Elbe nach sich ziehen. "Deswegen muss die Saalekanalisierung endgültig gestrichen und darf nicht nur hinausgezögert werden", so Wudtke.

Hinweis für Hintergrundinformationen

Weitere Informationen zum Bundesverkehrswegeplan erhalten Sie unter www.bvwp.de




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