5. November 2003
WWF und BUND fordern: Schiffe im Winterhalbjahr überführen! - Messreihen zeigen: Baggern und Sommerstau raubten der Ems den Sauerstoff


Hannover, Bremen - "Die Überführung von Kreuzfahrtschiffen auf der Ems im Sommer ist ökologisch nicht zu verantworten." Dieses Resümee zogen die Umweltverbände BUND und WWF nach einem Gespräch gestern Nachmittag mit Vertretern des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWK) am Emssperrwerk in Gandersum. Damit widersprechen die Umweltverbände der positiven Auslegung von Messreihen durch die Behördenmitarbeiter.
BUND und WWF forderten, die Schiffe der Meyer-Werft nur im Winterhalbjahr zu überführen. "Die Werft ist damit weiterhin in der Lage, alle Schiffsgrößen abliefern zu können. Und es bleiben wenigstens Minimalanforderungen für den Umweltschutz an der Ems gewahrt." Im Winter sei ein höherer Aufstau erlaubt, so dass nur geringfügig gebaggert werden müsse. Außerdem seien durch die niedrigeren Wassertemperaturen die Sauerstoffausgangswerte erheblich günstiger als im Sommer.
Das NLWK freue sich in einer Pressemitteilung darüber, dass es bei der Überführung im Sommer zu "keiner signifikant/bedeutsamen Sauerstoffzehrung" gekommen sei. "Tatsache ist, dass der Sauerstoffgehalt während des Staus z.B. bei Weener von 3,0 auf 1,8 Milligramm pro Liter und im Bereich von Papenburg von 3,0 auf 1,5 Milligramm pro Liter gesunken ist. Solch deutliche Auswirkungen kann man wirklich nicht als "positiv" darstellen, wie es die Behörde getan hat", sagte Vera Konermann, Umweltreferentin des BUND.
"Für die Überführung der "Serenade of the Seas" im Juli wurde die Ems erst ausgebaggert und dann aufgestaut. Beides zusammen hat den Sauerstoffgehalt zwischen Leer und Herbrum auf katastrophale Werte von weit unter vier Milligramm pro Liter fallen lassen. Das bedeutet für viele Fische, dass sie verzweifelt nach Luft schnappen", ergänzte Beatrice Claus, Expertin für Gewässerkunde des WWF. Die Durchmischung des Gewässers bei der Überführung des Schiffs und sauerstoffverbrauchende Prozesse während des Staus hätten neben anderen Ursachen die Situation weiter verschlechtert.
Eine Aufhebung der sommerlichen Sauerstoffauflagen, wie vom NLWK in einem Planänderungsantrag angestrebt, halten die Verbände daher nicht für genehmigungsfähig. Die Messungen bestätigten, dass aufgrund der Kombination Baggern und Stauen bei sommerlichen Temperaturen die rechtlichen Vorgaben nicht eingehalten werden könnten.