BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


21. Oktober 2003

Kahlschlag im Umwelt- und Naturschutz - BUND: Vergisst Landesregierung Verfassungsziel?

Hannover - Nach Plänen der Landesregierung soll den Umweltverbänden die Förderung um beinahe dreißig Prozent gekürzt werden. Für Naturschutzprojekte vor Ort sollen demnächst vierzig Prozent weniger Erträge aus der staatlichen Umweltlotterie Bingo-Lotto zur Verfügung stehen. "Das gleicht einem Kahlschlag," sagte Carola Sandkühler, die stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Auf der anderen Seite werde der Umwelt- und Naturschutz in den Verwaltungen wegmodernisiert. So entstehe der Eindruck, die Landesregierung vergesse das Verfassungsziel, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. "Mutter Natur zum Nulltarif gibt es nicht. Das Land muss dafür etwas investieren", verlangt Sandkühler. Der Haushalt- und Finanzausschuss, der am Mittwoch berät, müsse daher verhindern, dass der Umwelt- und Naturschutzbereich kaputtgespart werde.
Die Kürzung der Verbändeförderung und die Zweckentfremdung von Erträgen der Umweltlotterie zur Sanierung der Staatskasse verursache einen Schneeballeffekt. Davon seien der hauptamtliche und ehrenamtliche Naturschutz gleichermaßen betroffen: "So wird in Zukunft noch weniger im Umwelt- und Naturschutz möglich sein", sagt Sandkühler. "Wie sollen wir ehrenamtliche Helfer motivieren, wenn sie demnächst neben ihrer Arbeitskraft auch noch Geräte und Materialien selber mitbringen müssen?"
Tausende von Arbeitsstunden würden an Wochenenden ehrenamtlich geleistet, um Obstbaumwiesen und Hecken zu pflanzen, um Schutzgebiete zu pflegen, Fledermäuse zu retten oder Kindern die freie Natur näher zu bringen. "Eine Anerkennung dieser hilfsbereiten und engagierten Menschen ist die gegenwärtige Landespolitik nicht. Viele Helfer sind verärgert oder schlimmer noch haben resigniert", beobachtet die BUND-Geschäftsführerin.
"Natur- und Umweltschutz vertragen keine Pause. Was heute versäumt oder kaputtgespart wird, muss später wesentlich teurer als Umwelt- oder Gesundheitsschäden repariert werden", so Sandkühler. Nur wenn Natur und Landschaft auf hohem Niveau erhalten bliebe und weiter entwickelt würden, ließen sich für die Zukunft auch Chancen für eine wirtschaftliche Entwicklung etwa als "Reiseland Niedersachsen" weiterentwickeln Das Wirtschaftsministerium jedenfalls werbe kräftig mit den "Naturschätzen Niedersachsens." "Für die einen sind es vielleicht 'Peanuts' - für uns ist es das notwendige Minimum, um diesen Bereich aufrecht erhalten zu können," erklärte die BUND-Sprecherin. Für umweltbelastende und zerstörende Maßnahmen wie Straßenbau werde immer noch ein Vielfaches von dem ausgegeben, was das Land für den Erhalt der Lebensgrundlagen einsetze.


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/browse/63/artikel/kahlschlag-im-umwelt-und-naturschutz-bund-vergisst-landesregierung-verfassungsziel/