BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


12. Juli 2003

Emssperrwerk - "Serenade of the Seas" - Aufstau bei Schiffsüberführung verschärft Sauerstoffmangel - BUND und WWF: Prognose der Behörde war zu optimistisch

Gandersum, Hannover, Bremen - Umweltverbände begleiteten auf einem Messschiff in der Nacht von Freitag auf Samstag die Überführung des jüngsten Kreuzfahrtschiffes der Meyer-Werft. Während der Fahrt der "Serenade of the Seas" von Papenburg nach Eemshaven beobachteten Vertreterinnen von BUND und WWF die ökologischen Auswirkungen des zwölfstündigen Emsaufstaus. Das mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWK) abgestimmte Messprogramm erfasste Wassertemperatur, Sauerstoff- und Salzgehalte und die Schwebstoffmengen in der Ems.
Vorläufiges Resümee der Verbände: "Der Stau wurde bei katastrophalen Ausgangswerten von weit unter vier Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser eingeleitet und hat in einigen Emsabschnitten zu einer weiteren Verschlechterung der Gewässergüte geführt", sagte eine Sprecherin der Umweltverbände. "Die Lebewesen im Fluss haben auch ohne den Stau schon nach Luft gerungen", so die Verbände-Expertin weiter. Die Ursache für die hohe Vorbelastung der Ems sehen BUND und WWF in den zahlreichen Flussausbauten und den Baggerungen.
Die Landesregierung sei dringend gefordert, zukünftig etwas für die Verbesserung der Gewässergüte in der Ems zu tun. "Auf gar keinen Fall darf eine weitere Verschlechterung in Kauf genommen werden", sagte die Vertreterin der beiden Umweltverbände.
Die Absenkung der Sauerstoffwerte bestätigt die Befürchtungen der Naturschützer, dass der Sommerstau ein Risiko für die Gewässergüte der Ems darstellt, auch wenn einige Emsabschnitte unbeeinträchtigt geblieben seien. Eine detaillierte Bewertung sei erst nach der Auswertung sämtlicher Ergebnisse von den Messschiffen möglich. "Man kann aber jetzt schon sagen, dass die Prognosen des NLWK viel zu optimistisch waren. Die Bezirksregierung Weser-Ems muss daher die Auflagen für den Sauerstoffgehalt beim Sommerstaufall beibehalten", forderten die beiden Umweltverbände. "Sonst leiden Natur und Umwelt in der Ems noch stärker."
In das umfangreiche Gewässermonitoring gingen neben den Daten von zwei Messschiffen auch die Werte der Dauergütemessstationen an der Ems ein, die in der Betriebszentrale des Emssperrwerkes zusammenlaufen. Der Staufall habe dazu geführt, dass der Sauerstoffgehalt nach der Schiffspassage in der Ems bis zu einen Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser gesunken sei. "Zwei Kilometer oberhalb von Weener sank der Sauerstoffgehalt von 3,4 Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser auf 2,45 Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser und damit weit unter die für Fische und andere Emslebewesen kritische Marke", so die Expertin der Umweltverbände.
Die Nebenbestimmungen des Planfeststellungsbeschlusses zum Emssperrwerk sahen bisher vor, dass die Ems im Sommer nur gestaut werden darf, wenn der Sauerstoffgehalt oberflächennah mindestens 5 bis 6 Milligramm Sauerstoff je Liter beträgt. Das NLWK hatte im Februar dieses Jahres bei der Bezirksregierung die vollständige Streichung dieser Nebenbestimmung beantragt und Gutachten vorgelegt, die belegen sollten, dass ein zwölfstündiger Einstau zu keinen Auswirkungen auf die Gewässergüte führt.
Ermöglicht wurde die Überführung der ?Serenade? mit Hilfe des Sommerstaus durch eine Vereinbarung zwischen dem NLWK, dem Niedersächsischen Umweltministerium und den Umweltverbänden. Dabei hatte man sich darauf geeinigt, die Überführung der ?Serenade? als Einzelfall zu nutzen, um die Sauerstoffzehrungsprozesse in der aufgestauten Ems im Sommer zu beobachten. Die Auswertung der Monitoring-Ergebnisse soll Grundlage für die Entscheidung über den Antrag des NLWK sein.
"Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, wie recht wir hatten, diesen Testfall einzufordern und dass es richtig war, sich gegen eine Blankovollmacht für den Sommerstau auszusprechen, die das NLWK mit seinem Antrag ursprünglich haben wollte", so die Vertreterinnen von BUND und WWF in ihrer ersten Stellungnahme.


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/browse/63/artikel/emssperrwerk-serenade-of-the-seas-aufstau-bei-schiffsueberfuehrung-verschaerft-sauerstoffmange/