30. November 2003
Hochwasserschutz an der Elbe - BUND verlangt länderübergreifendes Konzept
Hannover - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Niedersachsen fordert ein Gesamtkonzept für den ökologischen Hochwasserschutz an der Elbe: "Zwischen Schnackenburg und Hitzacker gibt es links und rechts der Elbe in drei Bundesländern aktuelle Planungen zum Hochwasserschutz, die sich zum Teil widersprechen. Es fehlt ein länderübergreifendes Konzept", bemängelt Dr. Marita Wudtke, naturschutzpolitische Sprecherin des BUND am Dienstag in Hannover Im niedersächsischen Hitzacker und in der Alandniederung im benachbarten Sachsen-Anhalt werde versucht, für lokale Vorhaben noch schnell EU-Mittel abzuschöpfen. Statt neuen Überflutungsraum für die Elbe zu schaffen, würden dort Sperrwerke und Deiche gebaut und der Fluss weiter begrenzt. "Anscheinend hat man vom letzten Hochwasser nichts gelernt", so die BUND-Sprecherin. Positiv sei hingegen das Rückdeichungsprojekt im brandenburgischen Lenzen. Am rechten Elbufer werden über 400 Hektar neue Überflutungsflächen geschaffen und ökologisch besonders wertvoller Auwald wieder angelegt. Für einen ökologischen Hochwasserschutz an der Elbe wirbt der Umweltverband derzeit im Wendland mit einer Wanderausstellung. Ab 1. Oktober ist sie in Hitzacker im Heimatmuseum "das Alte Zollhaus" zu sehen.Für Hitzacker plant der Jeetzeldeichverband den Mündungsbereich der Jeetzel durch ein Sperrwerk abzutrennen. So soll die Stadt vor der Elbe geschützt werden, die bei Hochwasser in den Nebenfluss drückt. "Durch die Absperrung gehen an der Jeetzelmündung allerdings 400 Hektar Rückhalteflächen und ein Hochwasserspeicher von mehr als 10 Millionen Kubikmeter verloren", erläuterte die BUND-Sprecherin. "Es wäre besser, die dafür veranschlagten 70 bis 100 Millionen Euro für Maßnahmen einzusetzen, die der Elbe wieder mehr Raum geben", so Wudtke weiter, "und nicht das Hochwasser damit flussabwärts in die nächste Gemeinde zu leiten." Als Alternative zur Sperre an der Mündung sei ein Sperrwerk mit Siel und Schöpfwerk jeetzelaufwärts bei Lüggau denkbar. Durch den lokal begrenzten Ausbau bestehender Deiche und die Errichtung von Staumauern ließen sich Hitzacker und einzelne Siedlungen schützen.Elbaufwärts, in Sachsen-Anhalt werde derzeit an der Alandniederung die Chance vertan 650 Hektar Überflutungsfläche wieder zu gewinnen. In dem überwiegend als Grünland genutzten Raum würden mit Millionenaufwand die alten Deiche verstärkt, obwohl seit der Grenzöffnung überlegt worden sei, die Flächen für den Hochwasserschutz zu nutzen. "Nach dem Sinken der Hochwasserpegel im letzten Sommer ist die Erkenntnis wieder in Vergessenheit geraten, dass es mit dem Ausbau der Flüsse und Auen nicht so weiter gehen darf wie bisher ", kritisierte die BUND-Expertin.Für die Natur wäre ein Umdenken beim Hochwasserschutz ebenfalls von Vorteil. "Überflutungsgebiete sind wertvolle Naturräume, die zum Teil nach nationalem oder europäischem Recht unter Schutz stehen. Solche Flächen durch Sperrwerke oder Deiche vom Hochwasser abzuriegeln, gefährdet die dort lebenden geschützten Tier- und Pflanzenarten", gab Wudtke zu bedenken.Dass sich der Schutz vor Hochwasser und der Natur durchaus vereinbaren lassen, zeige das positive Beispiel in Lenzen. Im Zuge der notwendigen Deichsanierung entlang der brandenburgischen Elbe wird ein neuer Deich von etwa sieben Kilometern Länge landeinwärts gebaut. Dadurch soll der hochwasserkritische Deichabschnitt "Böser Ort" entlastet werden, an dem die Elbe einen 90-Grad Bogen macht. Anschließend wird der alte Deich stellenweise geöffnet, so dass sich künftige Hochwasser ausdehnen können und der Pegelstand gesenkt wird. Im neuen über 400 Hektar großen Überflutungsgebiet werden neben den Auwaldpflanzungen andere Bereiche durch Liebenthaler Wildlinge, einer robusten Pferderasse beweidet, damit ein ökologisch wertvolles Mosaik von Naturräumen entsteht. "Um die Hochwassergefahr an der Elbe und an anderen Flüssen wirksam zu entschärfen brauchen wir viele solcher Maßnahmen. Es darf nicht sein, dass das Beispiel Lenzen als Alibi genutzt wird, um an anderen Stellen die alte und falsche Flusspolitik fortzusetzen", sagte die BUND-Sprecherin
