2. Februar 2012

Solling ist Teil eines bundesweiten Wildkatzen-Forschungsprojekts - BUND, Landesforsten und Ehrenamtliche starten wissenschaftliche Erfassung mit Lockstöcken

Förster mit Kindern an einem Lockstock, Foto: Thomas Stephan/BUND

Vertreter der Forstämter Dassel und Neuhaus sowie ehrenamtliche Helfer informierten sich gestern in Holzminden über das Lockstoff-Projekt des BUND. Foto: BUND

Gestern (1. Februar 2012) kamen bei einer Informationsveranstaltung erstmals Akteure zusammen, die sich für den Schutz der Wildkatze und ihres Lebensraumes engagieren wollen und in den nächsten drei Jahren an einem gemeinsamen Forschungsprojekt im Solling teilnehmen werden. Neben dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Landesverband Niedersachsen e.V. werden vor allem die Förster der Niedersächsischen Landesforsten von 2012 bis 2014 die Forschung zur Wildkatze intensivieren. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern werden sie in den Winter- und Frühlingsmonaten wöchentlich 50 Lockstöcke auf Wildkatzenhaare untersuchen.


Die mit Baldrian besprühten Lockstöcke ziehen umherstreifende Katzen an, die sich an dem rauen Holz reiben und daran Haare hinterlassen. Durch eine genetische Analyse lässt sich anschließend genau feststellen, von welcher Tierart die Haare stammen: von Reh, Dachs, Haus- oder Wildkatze. Darüber hinaus kann sogar das einzelne Individuum anhand der Haare identifiziert werden. Wird ein Haar am Lockstock gefunden, so wird es eingetütet und mit Orts- und Zeitangabe beschriftet. Die Probentüten werden gesammelt und an das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen geschickt. Dort wird im Labor analysiert, um welches Tier es sich handelt, und diese Daten werden in eine bundesweite Gendatenbank eingespeist.


In die Datenbank fließen Untersuchungsergebnisse aus 16 bundesweiten Proberäumen ein. Anhand der Ergebnisse lassen sich Rückschlüsse darüber ziehen, wie sich die Wildkatzen aus dem Solling von denen im Pfälzerwald oder im Fichtelgebirge unterscheiden. Zudem können die Wildkatzen-Experten künftig nachvollziehen, ob eine bestimmte Wildkatze aus dem Solling nach einiger Zeit auch im Harz auftaucht. Daraus können Erkenntnisse gewonnen werden, wie stark Wildkatzen-Wälder voneinander isoliert sind und wo Wildkatzen-Korridore dringend nötig sind.


Dass Wildkatzen im Solling vorkommen, ist durch Untersuchungen und Beobachtungen der Förster bereits bekannt. Die Wildkatze gilt hier in den naturnah bewirtschafteten Laub-Nadelmischwäldern als gesichert. Doch nie zuvor ging die wissenschaftliche Analyse so tief, und bislang gab es keinen umfassenden Vergleich mit anderen deutschen Wildkatzenpopulationen.


Im Rahmen der Artenschutzinitiative „Countdown 2010“ spielt die Wildkatze für die Landesforsten, und insbesondere für die Forstämter Dassel und Neuhaus, eine zentrale Rolle. Der Schutz dieser Tierart wird seit Jahren verfolgt, weshalb die Landesforsten sogleich bereit waren, das Projekt des BUND zu unterstützen. Der BUND erforscht bereits seit Jahren die Lebensweise und Verbreitung der seltenen Art in seinem „Rettungsnetz Wildkatze“. Übergreifendes Ziel des länderübergreifenden Projekts ist ein Verbund aus Wäldern durch grüne Korridore aus Büschen und Bäumen. Diese Biotopvernetzung hilft nicht nur der Wildkatze, sondern auch vielen anderen Arten des Ökosystems Wald.


HINTERGRUND

Die Europäische Wildkatze

Die einst in fast allen Wäldern Deutschlands heimische Mäusejägerin steht seit vielen Jahren auf der Roten Liste der bedrohten Arten. In weiten Teilen Deutschlands ist sie bereits ausgestorben. Die letzten Wildkatzen leben meist isolierten Waldgebieten – doch viele von ihnen sind zu klein, so dass die Wildkatzenpopulationen dort nicht dauerhaft überleben können. Viele Katzen werden zudem Opfer des Straßenverkehrs.


Das BUND-Projekt

Mit seinem Projekt „Schleichwege zur Rettung der Wildkatze“ ergänzte der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. schon seit April 2007 das bestehende, länderübergreifende Großprojekt „Ein Rettungsnetz für die Wildkatze“. Seit Anfang 2010 setzt sich der BUND Niedersachsen mit dem Folgeprojekt „Leise Pfoten – Wilde Wege“ für den Schutz der Wildkatzen ein.


Wildkatzenkorridor bei Golmbach

Ein besonderer Knotenpunkt der Wildkatzenwanderwege liegt im Landkreis Holzminden.

Vor allem junge, männliche Wildkatzen werden auf der Suche nach neuen Revieren häufig Opfer des Straßenverkehrs. Der Solling ist ein Verbreitungsgebiet mit Populationsüberschuss, aus dem immer wieder Wildkatzen herauswandern, um beispielsweise in Richtung Deister zu ziehen. Der Deister bei Hannover ist ein erster möglicher dauerhafter Lebensraum, von dem aus auch die ausgedehnten Waldgebiete der Lüneburger Heide erreicht werden können.

Bei Golmbach wurde im November 2011 der erste niedersächsische Wildkatzenkorridor gepflanzt. Damit sorgt der BUND dafür, dass die Katzen künftig aus dem Solling heraus weiter wandern können und dabei höhere Überlebenschancen haben.


Die Fotos sind zur Veröffentlichung in Verbindung mit dieser Pressemitteilung unter Angabe des Fotografen freigegeben:


1. Förster mit Kindern an einem Lockstock, Foto: Thomas Stephan/BUND

2. Vertreter der Forstämter Dassel und Neuhaus sowie ehrenamtliche Helfer informierten sich gestern in Holzminden über das Lockstoff-Projekt des BUND. Foto: BUND


Sollten Sie die Bilder in einer höheren Auflösung benötigen, wenden Sie sich bitte an die unten angegebenen Kontaktpersonen.


Mehr Informationen zum Projekt finden Sie im Internet:

www.bund-niedersachsen.de

www.wildkatze.info


Rückfragen zum Thema:

Janina Philipp

Projektkoordination Wildkatze

BUND Niedersachsen

Tel.: (0511) 965 69 – 12; (04102) 824 93 14

Mobil: (0151) 51 35 72 36

E-Mail: janina.philipp@nds.bund.net


Pressekontakt:

Carla Juhre

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

BUND Niedersachsen

Tel.: (0511) 965 69 – 39 oder -0

E-Mail: carla.juhre@nds.bund.net




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