BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


18. April 2011

Wildkatzenkinder im Wald lassen!

Foto: Thomas Stephan

Die seltene und streng geschützte Europäische Wildkatze bringt im Frühjahr ihren Nachwuchs zur Welt. Aus diesem Anlass bittet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Niedersachsen e.V. derzeit alle Waldbesucher, dieWildkatzenkinder in jedem Fall im Wald zu lassen. Die Wildkatze bringt meist zwei bis vier Kätzchen zur Welt. „Zwar ist die kleinste Raubkatze Deutschlands sehr scheu und lebt versteckt in urigen Wäldern, aber gerade junge Katzenkinder spielen schon mal auf einem Waldweg oder im schlimmsten Fall auf einer Straße“, erklärt Janina Philipp, die Koordinatorin des niedersächsischen BUND-Projekts „Leise Pfoten – Wilde Wege“.

Da die Katze ihre Jungen mit Mäusen und anderer Nahrung versorgen muss, lässt sie den Nachwuchs manchmal mehrere Stunden allein zurück. Und kleine Katzen sind, wie alle Tierkinder, sehr neugierig und bleiben nicht immer in ihrem Versteck. „Es ist leider schon vorgekommen“, sagt Philipp, „dass Wildkatzenkinder versehentlich von Wanderern aus dem Wald mitgenommen wurden.“ Denn eine Wildkatze ist für Laien von einer grau getigerten Hauskatze nur schwer zu unterscheiden.


Gerade die Jungtiere sind – im Gegensatz zu den ausgewachsenen Wildkatzen mit ihrer verwaschenen Fellzeichnung – stärker gezeichnet und sehen jungen Hauskatzen zum Verwechseln ähnlich. „Man kann aber davon ausgehen, dass eine Hauskatze sich mit ihren Jungen nicht in den Wald begibt. Unser Stubentiger bewegt sich selten im Aktionsraum der Wildkatzen“, erläutert die Wildkatzenexpertin.


Wer also beim Waldspaziergang maunzende Katzenkinder, zum Beispiel in aufgestapelten Holzpoltern sieht oder hört, hat vielleicht eine Wildkatzenfamilie entdeckt. Das Motto „Bitte nicht stören!“ gilt für Wildkatzen wie für alle anderen Wildtiere auch. Denn die Frühjahrszeit ist Wurf- und Setzzeit für viele Tiere. Aus diesem Grund gilt zurzeit auch die Leinenpflicht für Hunde.


Meldungen über Sichtungen und Totfunde von Wildkatzen sind wertvolle Hinweise, um mehr über die Verbreitung der europaweit geschützten Art in Niedersachsen zu erfahren.


Deshalb sind sowohl das BUND-Projektbüro als auch der Nationalpark Harz und die Fachbehörde NLWKN in Hannover dankbar für Hinweise über Wildkatzen.


Der BUND Niedersachsen setzt sich mit seinem Projekt „Leise Pfoten - Wilde Wege“ im Rahmen der bundesweiten Kommunikationskampagne „Biotopvernetzung - Netze des Lebens“ für den Erhalt dieser Tierart in Deutschland ein. Denn der Lebensraum der „Harztiger“ ist durch immer weiter voranschreitende Landschaftszerschneidung und Verinselung von Waldgebieten zu klein geworden. Deshalb ist die Wildkatze stark bedroht.


Nähere Informationen dazu finden Sie unter www.wildkatze.info und www.bund-niedersachsen.de. Gefördert wird das BUND Projekt im Rahmen eines EU Life+-Programms sowie von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung.


Pressemitteilung zum Download (PDF-Format, ca. 45 KB)


Das Foto ist zur Veröffentlichung freigegeben unter Angabe des Fotografen Thomas Stephan/BUND.


Rückfragen und Hinweise über Wildkatzenfunde bitte an:

Janina Philipp

Projektkoordination Wildkatze

BUND Landesverband Niedersachsen e.V.

Tel: (0511) 965 69-12

Mobil: 0151 - 51 35 72 36

Fax: (0511) 66 25 36

Email: projektbuero.wildkatze@nds.bund.net, janina.philipp@nds.bund.net

Internet: www.wildkatze.info, www.bund-niedersachsen.de


HINTERGRUND

Die Europäische Wildkatze

Die einst in fast allen Wäldern Deutschlands heimische Mäusejägerin steht seit vielen Jahren auf der Roten Liste der bedrohten Arten. In weiten Teilen Deutschlands ist sie bereits ausgestorben. Die letzten Wildkatzen leben in meist sehr kleinen Waldgebieten – doch viele von ihnen sind zu klein, so dass die Wildkatzenpopulationen dort nicht dauerhaft überleben können. Viele Katzen werden zudem Opfer des Straßenverkehrs.


Das BUND-Projekt

Mit seinem Projekt „Schleichwege zur Rettung der Wildkatze“ ergänzte der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. schon seit April 2007 das bestehende, länderübergreifende Großprojekt „Ein Rettungsnetz für die Wildkatze“. Im Rahmen dieses Projekts wurden bereits ein Wildkatzenkorridor in Thüringen und einer in Rheinland-Pfalz gepflanzt. Seit Anfang 2010 engagiert sich der BUND Niedersachsen mit dem Folgeprojekt „Leise Pfoten – Wilde Wege“ für den Schutz der Wildkatzen.


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/wildkatzenkinder-im-wald-lassen-1/