BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


7. Juni 2007

Was hilft gegen Nacktschnecken? Wenn die Schleimspuren an den Nerven zerren. - Nacktschnecken verursachen derzeit in vielen Gärten Schäden. BUND rät zur "Handarbeit", um der Plagegeister Herr zu werden

Bremen/Hannover - Silbrige Spuren ziehen über Kohlrabi und Kopfsalat. In Mengen sitzen schleimigen Schnecken auf Gemüse oder Zierpflanzen und fressen gnadenlos. Begünstigt durch den warmen Winter und den feuchten Mai sind die Tiere derzeit besonders häufig. Doch was hilft wirklich gegen sie? Schneckenzaun, Bierfalle, Sammeln oder gar nur Schneckenkorn?

 

Eine ganze Reihe gehäuseloser Nacktschnecken-Arten kann in Gärten große Probleme bereiten wie die Rote oder die Schwarze Wegschnecke oder die deutlich kleineren Acker- und Gartenwegschnecken. Doch besonders die Spanische Wegschnecke ist ein schwer zu bekämpfender Fall. Fast 20 Zentimeter lang, rotbraun bis orange gefärbt, kam sie in den 1960er Jahren aus Südeuropa zu uns und hat sich seitdem vehement ausgebreitet. Da sie weit zäher und schleimreicher ist als die heimischen Nacktschneckenarten, ist sie besonders robust und wird kaum von anderen Tieren gefressen.

 

Eigentlich sind Schnecken in Gärten eine Art Gesundheitspolizei: Sie vertilgen nicht nur Pflanzen, sondern zum Beispiel auch Vogel- und Hundekot oder Aas und schrecken auch vor toten Artgenossen nicht zurück. "Doch in einförmigen Gärten, die stark gepflegt und aufgeräumt sind, fehlt das kunterbunte Tier-Netzwerk aus Pflanzenfressern, Räubern und parasitischen Arten, die sich gegenseitig in Schach halten", weiß Georg Wietschorke vom BUND Bremen. "Viele Nützlinge wie Igel, Spitzmäuse, Amseln oder Stare finden in solchen Gärten keinen Unterschlupf, und Nacktschnecken können sich massenhaft vermehren." Keine Gefahr droht übrigens von den hübschen kleinen Gehäuseschnecken, den Schnirkelschnecken. Sie leben überwiegend von totem Pflanzenmaterial und tragen zur Humusbildung bei.

 

So mancher vom Schneckenfraß entnervte Gartenbesitzer setzt auf Bier. Dazu können leere Joghurtbecher im Garten eingegraben und mit Bier gefüllt werden. Doch die Wirkung von Bierfallen schlägt leicht ins Gegenteil um, da die Bierdünste weitere Schnecken anlocken können. Außerdem müssen die Fallen täglich geleert werden. Damit es gar nicht erst zu einer Schneckenplage kommt, ist ein vielfältiger, möglichst naturnaher Garten das Beste. Doch den hat bei weitem nicht jeder. Schneckenzäune helfen zwar gegen weitere Zuwanderer aus der Umgebung, doch sie sind relativ teuer. Es gibt allerdings eine Methode, die wirksam ist, die jedoch auch Arbeit bedeutet: das Absammeln der Schnecken. Die beste Zeit dazu ist übrigens die Dämmerung, da sich dann der erste Tau bildet und fast alle Schnecken unterwegs sind. Wer aber zum Beispiel alte feuchte Bretter oder Pappen im Garten auslegt, kann sich erhebliche Arbeit sparen. Die Schnecken konzentrieren sich darunter und können tagsüber leicht abgesammelt werden. Gefährdete Beete sollte man nicht abends, sondern besser morgens gießen, damit nachtaktive Schnecken die Feuchtigkeit nicht mehr zur Nahrungssuche ausnutzen können. Lange Wege über trockenen Boden meiden sie nach Möglichkeit.

 

Bleibt als letztes und bequemstes Mittel nur noch die chemische Keule? Der Fachhandel verspricht eine wirkungsvolle Beseitigung von Nacktschnecken mit Schneckenkorn. Doch leider geht damit der Tod von zahlreichen Nützlingen wie Igeln oder Vögeln einher und auch Haustiere sind gefährdet. Der BUND Bremen rät von solchen Präparaten dringend ab. Es gibt allerdings inzwischen eine naturverträgliche Alternative: Ferramol enthält einen Wirkstoff, der auf Eisenverbindungen basiert, die auch in der Natur vorkommen und der Nützlinge nicht beeinträchtigt. Auch spezielle Nematodenarten, die als Boden bewohnende Fadenwürmer Schnecken parasitieren, sind im Handel erhältlich.

Zu solchen Maßnahmen sollte nur der greifen, dem im Garten Kahlfraß am Gemüse droht. Für den Ziergarten gibt es viele Pflanzenarten, die von Schnecken verschmäht werden, z.B. Männertreu, Bartnelke, Fingerhut und Ringelblume. Da Schnecken ihr Futter mit Hilfe feiner chemische Geruchssensoren in der Haut finden - auch über große Entfernungen - können Kamille und andere stark riechende Kräuter wie Pfefferminze, Petersilie, Thymian oder Salbei Schnecken fernhalten.

 

Rückfragen: Dr. Georg Wietschorke, Tel. 0421-7900222


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/was-hilft-gegen-nacktschnecken-wenn-die-schleimspuren-an-den-nerven-zerren-nacktschnecken-veru/