9. Juli 2004
Sommerstau raubt Ems den Atem - WWF und BUND kritisieren Streichung der Umweltauflagen und nehmen Sander in die Pflicht
Hannover - Die Umweltorganisationen WWF und BUND haben scharfe Kritik an der gestern veröffentlichten Entscheidung der Bezirksregierung Weser-Ems geübt, die Umweltauflagen für einen Sommerstau der Ems ganz abzuschaffen und damit zu riskieren, dass der Sauerstoffgehalt des Flusses noch weiter unter den für Fische lebensnotwendigen Wert von 4 Milligramm pro Liter absinkt.
'Nur um theoretisch ein einzelnes Kreuzfahrtschiff im Sommer statt ein paar Monate früher oder später in die Nordsee zu überführen, werden die dramatischen Sauerstoffprobleme in der Ems weiter verschärft. Damit wird dem Fluss der letzte Atem genommen, anstatt das lebendige Ökosystem Ems mit seiner Vielzahl an Fischen, wie den Zander, zu respektieren' kritisiert Carola Sandkühler vom BUND. WWF und BUND erinnern daran, dass die Gewässerüberwachung bei der Überführung der "Serenade of the Seas" im Sommer 2003 einen deutlichen Abfall der Sauerstoffgehalte zwischen Weener und Papenburg um bis zu einen Milligramm pro Liter ergaben. Damit werden die im Planfeststellungsbeschluss zum Emssperrwerk genannten Voraussetzungen nicht erfüllt, die nötig wären, um die Umweltauflagen für einen Sommerstau aufzuheben. 'Mit der Streichung der Umweltauflagen verstößt die Bezirksregierung gegen ihren eigenen Planfeststellungsbeschluss. WWF und BUND fordern Minister Sander auf, seiner Aufsichtsfunktion nachzukommen und die Umweltauflagen wieder einzusetzen', sagt Beatrice Claus vom WWF.
Beatrice Claus vom WWF erläutert: 'Die Erklärungen der Behörden für den Sauerstoffabfall während des Sommerstaus sind für uns weder nachvollziehbar noch plausibel. Hinzu kommt: Weil für die Schiffsüberführungen vorher gebaggert werden muss, sinkt der Sauerstoffgehalt. Diesen Zusammenhang zwischen Baggern und Sauerstoffschwund verschleiert die Bezirksregierung, indem sie die Ergebnisse nach dem Baggern als Ausgangswerte deklariert und die Werte nach dem Staufall mit diesen, natürlich entsprechend schlechten, Werten vergleicht. So wird der Eindruck erweckt, das Stauen habe kaum geschadet: Ein Schildbürgerstreich?.
WWF und BUND fordern erneut, die Schiffe der Meyer-Werft nur im Winterhalbjahr zu überführen. "Die Werft ist damit weiterhin in der Lage, alle Schiffsgrößen abzuliefern und die Ems erhält wenigstens ein Minimum an Schutz. Dieser ist ohnehin gering, gemessen an den bundes- und europaweiten Bemühungen, die Gewässergüte in den Flüssen zu verbessern, wie es beispielsweise die europäische Wasserrahmen-Richtlinie vorsieht', so die Umweltverbände.
