BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


1. November 2002

Probestau Emssperrwerk für die Meyer-Werft - Umweltverbände: "Schlechteste Variante für Umwelt und Steuerzahler"

Von: Robert Exner, BUND-Pressereferent

Hannover/Bremen, 01. November 2002 - Den für Sonntag geplanten Probelauf am Emssperrwerk sehen die Umweltverbände BUND, LBU, WWF, Waddenvereniging und Natuurmonumenten als Gefälligkeitsstau für die Meyer-Werft. Der Testfall ist für eine Bauabnahme ungeeignet: "Es wird nicht geprüft, ob das Stauwerk bei Volllast funktionsfähig ist, sondern Stauhöhe und -dauer richten sich allein nach der Überführung des Kreuzfahrtschiffs 'Norwegian Dawn'", kritisiert Vera Konermann, Sperrwerksexpertin des BUND. "Dabei fehlt einer Überführung durch Aufstau die Rechtsgrundlage, denn die erforderliche Betriebsgenehmigung für das Sperrwerk gibt es noch immer nicht", so Konermann weiter.Heftige Kritik üben die Umweltverbände auch daran, dass die zeitgleiche Überführung des neuen Kreuzfahrtschiffs der Meyer-Werft Umwelt und Steuerzahler besonders stark belastet: "Zuerst werden Unsummen dafür ausgegeben, die Ems wieder auf 7,30 Meter zu vertiefen und zusätzlich wird der Fluss aufgestaut, ohne dass die Werft die vorgeschrieben Gebühren dafür entrichten muss", beklagt Beatrice Claus vom WWF. Trotzdem wird ständig behauptet, das Stauwerk senke die Baggerkosten, die in diesem Jahr schon 14 Millionen Euro Steuergelder betragen haben.Für die Umwelt sei die Kombination Baggern und Stauen die denkbar schlechteste Lösung: "Dadurch wird im Wasser soviel Schlick aufgewirbelt, dass der Sauerstoffgehalt der Ems noch weiter sinkt. Fische und andere Lebewesen geraten in Gefahr", erläutert Claus. Dabei wäre für die Überführung der Aufstau eigentlich nicht nötig. Die "Norwegian Dawn" ist weitgehend baugleich mit der "Norwegian Star", die im Oktober 2001 ohne Stauwerk zur Nordsee gebracht wurde. Auch alle anderen Schiffe, die die Meyer-Werft zur Zeit in ihren Auftragsbüchern stehen hat, sind darauf nicht angewiesen.Die Naturschutzverbände drängen darauf, dass jetzt zumindest die wenigen Umweltauflagen eingehalten werden, die der Planfeststellungsbeschluss für den Staufall vorschreibt. Demnach darf der Stau nicht durchgeführt werden, wenn eine bestimmte Sauerstoffkonzentration im Wasser unterschritten oder der Salzgehalt in der Ems zu hoch wird. "Bisher wird immer so getan, als wenn nur noch starker Wind die Premiere verhindern könnte. Alles andere scheint keine Rolle mehr zu spielen", sorgt sich BUND-Expertin Konermann.


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/probestau-emssperrwerk-fuer-die-meyer-werft-umweltverbaende-schlechteste-variante-fuer-umwelt-un/