BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


24. Juni 2004

Ökologisch wertvolle Salzwiesen nicht zerstören! - Salzwiesenbeweidung zerstört Naturerbe und löst das Treibselgutproblem nicht

Hannover - Ökologisch wertvolle Salzwiesen nicht zerstören! Salzwiesenbeweidung zerstört Weltnaturerbe und löst das Treibgutproblem nichtMorgen wird die CDU/FDP einen Entschließungsantrag in das niedersächsische Landtagsplenum einbringen, um einen Modellversuch zur Treibgut-Minimierung zu starten und die Salzwiesen wieder zu beweiden bzw. zu mähen. BUND, NABU und WWF appellieren an die Abgeordneten, den Antrag abzulehnen und der natürliche Entwicklung des geplanten Weltnaturerbes Wattenmeer weiterhin den Vorrang einzuräumen.

'Dieser Modellversuch verträgt sich weder mit der gesetzlich verankerten Zielsetzung eines Nationalparks möglichst ungestörte Naturabläufe zu gewährleisten noch mit der angestrebten Auszeichnung als Weltnaturerbe', so Siecke Martin vom WWF. Insgesamt werden im niedersächsischen Nationalpark 2/3 der streng geschützten Salzwiesen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und können sich wieder natürlich entwickeln. In ungenutzten Salzwiesen ist die Artenvielfalt viel höher als im bewirtschafteten Deichvorland 'Viele Vögel wie Rotschenkel, Feldlerche und Rohrammer bevorzugen zum Brüten unbeweidete Salzwiesen. Auch Enten profitieren von der vielfältigen Vegetation natürlicher Salzwiesen', sagte Jörg-Andreas Krüger vom NABU.
In einer Studie aus dem Jahr 2003 ist dargelegt, dass die Treibselmengen mit der Einrichtung des schleswig-holsteinischen Nationalparks 1985 und den daraus resultierenden Stilllegungen großer Salzwiesenflächen nicht gestiegen sind. Dies entspricht auch den Ergebnissen der niedersächsischen Arbeitsgruppe zur Treibselproblematik von 1996. Eine extensive landwirtschaftliche Nutzung von Salzwiesen wie nun mit einem weiteren Modellversuch eingefordert, wird nur einen geringen Einfluss auf die an die Deiche gespülte Treibselmenge haben. 'Einen weiteren Forschungsbedarf können wir hier nicht erkennen. Sollte der Landtag diesen Antrag annehmen, so würde dies einen der großen Naturschutzerfolge, die in 18 Jahren Nationalpark erreicht worden sind, zunichte machen', so Carola Sandkühler vom BUND.

An drei verschiedenen Stellen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sollen die Salzwiesen wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Dadurch, so die Argumentation der Koalitionsparteien, soll weniger Treibgut anfallen, welches sich vor allem bei Sturmfluten am Deich ablagert. Unabhängig von der Menge muss das Treibgut zügig entfernt und entsorgt werden, damit der Deich fest und sicher bleibt. Geringere Treibselmengen würden die Entsorgungskosten dieser mit Müll vermischten Pflanzenreste für die betroffenen Deichverbände verringern, die Deichsicherheit muss aber in jedem Fall durch Räumung gesichert werden. Zahlreiche Studien und Versuche zur Treibselproblematik zeigen jedoch, dass das Vorkommen sehr hoher Treibselmengen in erster Linie mit der Anzahl und Schwere der Sturmfluten zusammenhängt. Bei sehr schweren Sturmfluten wurde schon immer extrem viel Treibgut angespült. Daher ist mit einer relevanten Kostenersparnis nicht zu rechnen.


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/oekologisch-wertvolle-salzwiesen-nicht-zerstoeren-salzwiesenbeweidung-zerstoert-naturerbe-und-loe/