2. Oktober 2008
Neuer Bundesvorstand des BUND unterwegs in Niedersachsen - Erhalt der Biologischen Vielfalt als Lebensgrundlage künftiger Generationen - Beispiele des BUND Landesverbandes Niedersachsen.
Hannover - "Biodiversiät ist, neben Klimawandel und Gentechnik, eines der großen Themen des Jahres 2008 im Gefolge der 9. Vertragsstaatenkonferenz der Vereinten Nationen in Bonn. Wir zeigen an Beispielen, wie politische Ziele und Programmatik in Niedersachsen in konkretes, umweltpolitisches Alltagshandeln umgesetzt werden können", erklärte Dr. Reinhard Löhmer, stellvertretender Vorsitzender des BUND Landesverbandes Niedersachsen e.V. bei der heutigen Besichtigungstour des neuen Bundesvorstandes zu Projekten und Einrichtungen des niedersächsischen Landesverbandes.
"Eine der Herausforderungen, denen wir uns auf Hof Wendbüdel gestellt haben, ist zu zeigen, dass ökologische und ökonomische Belage bei der die Bewirtschaftung und Pflege von Naturschutzflächen überein zu bringen sind. Wir optimieren die Grünlandpflege zum Nutzen der dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten und verwerten den Grünschnitt in unserer Biogasanlage. So tragen wir gleichzeitig zum Klimaschutz bei!" Darauf wies Prof. Dr. Helmut Scharpf auf dem BUND-Hof in Prinzhöfte hin. Prof. Dr. Hubert Weiger, der Bundesvorsitzende des BUND besuchte Hof Wenbüdel gemeinsam mit weiteren Vertretern des Bundesvorstandes des BUND. "Biomasse aus der Landschaftspflege fällt in der Bundesrepublik reichlich an. Da sehe ich noch viel Potenzial für die hier eingesetzte Technik der Trockenfermentation, die eben auch die Probleme vermeidet, die mit den klassischen Biogasanlagen verbunden sind: intensiver Maisanbau auf großen Flächen und eine gravierende Veränderung der Erholungslandschaft", lobte Weiger die Wendbüdeler Anlage als vorbildliche Lösung.
Zur Sprache kam auf Hof Wendbüdel auch die wachsende Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen - in Niedersachsen sogar in aus gewiesenen Schutzgebieten wie der Elbtalaue: "Zu steigendem Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein sowie der gewaltig steigenden Nachfrage nach Produkten aus ökologischem Landbau oder aus regionaler Landwirtschaft passt die aktuelle Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen einfach nicht!", kritisierte Prof. Dr. Hubert Weiger. "Die nachhaltige Produktion von biologischen Produkten ist nicht parallel zur Ausbringung von Genpflanzen zu betreiben. Wer auch langfristig keine Gentechnik auf dem Teller haben will, der muss sich gegen jeden Versuch und gegen jeden Anbau auf den Ackerflächen stellen.", so der BUND-Bundesvorsitzende.
Seit 1983 arbeitet der BUND Landesverband Niedersachsen an seinem Projektstandort Diepholzer Moorniederung. Seither wird das ehrgeizige Ziel verfolgt, die Moore der Region zu erhalten und zu entwickeln. Mittlerweile betreut der BUND Diepholzer Moorniederung mehr als 10.000 Hektar Hoch- und Niedermoore, die als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Die Bandbreite der täglichen Aufgaben ist groß. Dabei regelt ein Vertrag mit dem Land Niedersachsen konkrete Arbeitsinhalte wie beispielsweise Bestandsaufnahmen von Pflanzen und ausgewählten Tierarten, Pflegemaßnahmen, die Erarbeitung und Umsetzung von Wiedervernässungskonzepten, Beweidungsmanagement oder die Betreuung von Wiesenvogelschutzgebieten sowie Öffentlichkeitsarbeit und fachliche Beratung bei allen "moorigen" Themen.
"Mit dem Diepholzer Projekt zeigt der Niedersächsische Landesverband, wie man die Ziele des Natur- und Artenschutzes so intelligent umsetzen kann, dass Tiere, Pflanzen und Menschen etwas davon haben" lobte Huber Weiger die langjährige, erfolgreiche Arbeit am Projekt. "Dass mittlerweile ein großer Teil der Gäste in der Region im Herbst wegen der faszinierenden Kraniche in die Diepholzer Moorniederung kommt, stärkt die örtliche Fremdenverkehrswirtschaft und leistet einen Beitrag zur Umweltbildung."
Die Moorschnucken, die Teile der Projektflächen pflegen, begeisterten die Reisegruppe ebenfalls - einerseits ihre Leistungen in der Landschaftspflege, andererseits ihr Geschmack auf den Tellern. Auf zahlreichen Speisekarten von Restaurants und Hotels in der Region wird das Moorschnuckenfleisch unter dem Stichwort "Heimatgenüsse aus Niedersachsen", (auch ein BUND-Projekt) schmackhaft zubereitet, angeboten.
"Zukünftig geht es", so Dr. Reinhard Löhmer, "verstärkt darum, intensiver darzustellen, was intakte Moorflächen in Niedersachsen leisten können, um dem unvermeidbaren Klimawandel zu begegnen. Außerdem können die Moore mit ihren gewaltigen Fähigkeiten, Wasser zurückzuhalten, einen wichtigen Beitrag leisten, um Hochwasserereignisse in Niedersachen zu vermeiden, die sich wegen der Änderung der Jahresniederschläge bereits jetzt abzeichnen".
Die Reisen des BUND-Bundesvorstandes
Um die BUND-Landesverbände zu besuchen und die ehrenamtliche Basis besser kennen zu lernen, startete der 2007 neugewählte Bundesvorstand des BUND mit einer Frühjahrsreise Ende April 2008 nach Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Aktuell stehen Hamburg und Niedersachsen auf dem Reiseprogramm. Ziel dieser Reisen ist es, die Arbeit der Landesverbände und der Kreisgruppen anhand von Projekten aus eigener Anschauung und besser kennen zu lernen und sie zu unterstützen. Diese Begegnungen sollen zudem die Kommunikation innerhalb des BUND stärken und den Kontakt zur wichtigen Basis des Verbandes, den ehrenamtlich Aktiven in den Kreis- und Ortsgruppen intensivieren.
Neben einer gemeinsamen Sitzung von Bundesvorstand, Landesvorstand und Landesgeschäftsführern, die der Diskussion aktueller Arbeitsschwerpunkte dient, steht der Besuch umweltpolitisch besonders interessanter Projekte auf dem Reiseprogramm. Neben "best practice"-Beispielen, denen die Aufmerksamkeit gilt, weil Menschen am Vorbild lernen, weist der BUND auf diesen Reisen auch auf die jeweils brisanten Themen hin, wie beispielsweise in Niedersachsen die "Agro-Gentechnik", gegen die sich der Widerstand aktuell formiert.
Weitere Informationen:
Bericht Wendbüdel Teil 1 (PDF-Format, ca. 780 KB)
Bericht Wendbüdel Teil 2 (PDF-Format, ca. 580 KB)
Kurzinfo Diepholzer Moorniederung (PDF-Format, ca. 140 KB)