18. Juni 2001

Naturschutzverbände fordern Schutz der "Karstlandschaft Südharz" - Gipsindustrie soll auf REA-Gips umstellen

Von: Robert Exner, BUND-Pressereferent

Hannover, 18. Juni 2001 - Auf einer gemeinsamen Pressefahrt in den Südharz informierten die niedersächsischen Naturschutzverbände BUND, LBU, NABU und Naturfreunde über die Gefährdung der Karstphänomene am Lichtenstein und an Kreuzstiege-Blossenberg bei Osterode. "Bereits mehr als die Hälfte der niedersächsischen Karstgebiete wurden durch den Gipsabbau zerstört. Durch die geplante Änderung des Landesraumordnungsprogramms und neue Abbaugenehmigungen schreitet die Vernichtung einer Landschaft von einzigartiger geologischer und biologischer Bedeutung weiter voran", sagte Raymond Rordorf vom BUND Osterode. Der Raubbau an diesem Landschaftsmosaik aus bizarren Felsen, klaren Quellen, alten Buchenwäldern und geheimnisvollen Höhlen müsse endlich gestoppt werden, forderten die Naturschutzverbände.
"Es ist Aufgabe von Politikern und Behörden, die letzten Reste der niedersächsischen Karstlandschaft als Naturerbe für nachfolgende Generationen zu sichern," so Klaus-Dieter Briel vom NABU Niedersachsen weiter. Neue Abbaugenehmigungen für Naturgips dürften daher nicht erteilt werden, damit die Gipsindustrie auf die vielfältig vorhandenen Ersatzgipse umzustellt.
"Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass gerade für Naturgips eine Fülle hervorragender Ersatzstoffe zur Verfügung steht. Damit könnte die Gipsindustrie langfristig gesichert werden, dedoch nicht indem sie die letzten Naturgips-Reste ausbeutet", so die Naturschutzvertreter. Jährlich fielen in Deutschland über 6,3 Millionen Tonnen so genannter REA-Gips in den Rauchgasentschwefelungsanlagen der Kraftwerke an. "Obwohl dieses Material uneingeschränkt nutzbar ist, auch für Spezialgipse im Modell-, Medizinal- und Formenguss-Bereich wollen die Gipshersteller nicht auf den Abbau und Einsatz von Naturgips verzichten", äußerte Stephan May vom NABU Osterode sein Unverständnis für die starre Haltung der Gipsindustrie.
Der Erhalt der Gipskarstlandschaft sei nicht nur aus Naturschutzsicht wichtig. Das länderübergreifende Gipskarstgebiet sei das wertvollstes Kapital der Region, deshalb müsse endlich ein offener Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen im Südharz über die Weiterentwicklung geführt werden. "Wir möchten gemeinsam mit Bürgern und Entscheidungsträgern der Region nachhaltige Entwicklungsperspektiven erarbeiten. Die Zukunft der Region sehen wir in den Wirtschaftsbereichen Tourismus und Landwirtschaft und nicht in einem Gipssteinbruch", sagte Ursula Schäfer von den Naturfreunden Niedersachsen. Die Entwicklungen in der Region müssten unter den Leitgedanken von Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit gestellt werden. "Sonst werden mit den letzten Naturgipsvorkommen auch die Arbeits- und Lebensperspektiven künftiger Generationen im Südharz zerstört", so Bernd Mros vom Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz LBU.




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