26. August 2003
Fischsterben und schlechter Gewässerzustand - Heißes Wetter verschärft Fehler der Vergangenheit
Hannover - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Niedersachsen machte heute darauf aufmerksam, dass die jetzt auftretenden Fischsterben und der schlechte ökologische Zustand von Flüssen, Bächen und Teichen vor allem auf eine falsche Gewässerpolitik in den letzten Jahrzehnten zurück zu führen sind: "Die hohen Temperaturen haben die Situation zusätzlich verschärft, sie sind aber nicht die alleinige Ursache", erklärte Gerd Wach, Gewässerexperte beim BUND. Seit über sechzig Jahren werde alles getan um Wasser aus der Landschaft zu treiben: Bäche und Flüsse würden begradigt, Auen und Moore trockengelegt und immer größere Flächen durch Beton und Asphalt versiegelt. "In heißen Sommern führt dieser Verlust an natürlichen Rückhaltemöglichkeiten zu Wassermangel. Bei starkem Regen, so wie im letzten Jahr, steigt die Hochwassergefahr", sagte der BUND-Experte.
Bei der derzeit anstehenden Novellierung des Niedersächsischen Wassergesetzes sollten die Erfahrungen der letzten beiden Sommers mit einfließen fordert der BUND. Als erster Schritt müssten Gewässerrandstreifen an allen Bächen und Flüssen festgeschrieben werden: "Diese Randstreifen sollten die Fläche umfassen, die ein zehnjähriges Hochwasser einnimmt, mindestens aber fünf Meter an kleineren Bächen und zehn Meter an Flüssen breit sein", verlangt BUND-Sprecher Wach. Langfristig gehe es darum, die ehemaligen Auen der Gewässer zurück zu gewinnen. Randstreifen und Auen sollten aus Grünland oder Gehölzen bestehen und ohne Düngung und Pestizide bewirtschaftet werden.
"Dadurch wird dem Fluss Raum gegeben, sich zu entwickeln. Es werden Feuchtgebiete geschaffen und damit Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die gefährdet sind. Für die Landwirtschaft hätten Gewässerrandstreifen und Auen ebenfalls Vorteile, denn sie verhinderten als Pufferzonen, dass bei Hochwasser schädliche Verunreinigungen auf Äcker und Wiesen gelangten.
Die Gefahr eines Fischsterbens sei in diesem Sommer besonders groß, wenn in die ohnehin schon sauerstoffarmen Gewässer organische Stoffe wie Gülle oder Abwässer gelangten. "Organische Substanzen werden im Wasser von sauerstoffzehrenden Bakterien abgebaut. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt weiter ab und den Fischen geht buchstäblich die Luft aus", erläutert Wach. An die Landwirte appellierte der BUND, beim Ausbringen von Gülle, Dünger oder Spritzmitteln große Abstände zu Flüssen, Bächen und Teichen einzuhalten, um die Gewässer nicht noch stärker zu belasten. Schädliche Einleitungen in das Niedrigwasser würden nicht mehr ausreichend verdünnt, so dass es ebenfalls zum Fischsterben kommen könnte.