19. Januar 2004
BUND will natürliche Überschwemmungsräume erhalten - "Naturschutz und Hochwasserschutz sind vereinbar"
Hannover - "Uns ist sehr daran gelegen, dass die gesamte untere Jeetzel-Niederung als naturnahe Flussaue mit dem Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser der Elbe erhalten bleibt", sagte Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler, Geschäftsführer des BUND-Niedersachsen nach einer Besprechung mit Vertretern des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWK) Ende letzter Woche. "In unserer bebauten Landschaft sind solche Lebensräume selten geworden, die so viele Möglichkeiten für besondere Tier- und Pflanzenarten bieten", so der BUND-Geschäftsführer weiter. Ein Sperrwerk an der Jeetzelmündung sieht der BUND als deutliche Einschränkung dieses Potenzials.
In Kürze soll das Planfeststellungsverfahren für das Hochwasserschutzprojekt beginnen: "Leider haben sich im Vorfeld schon viele lokale Akteure auf ein Siel- und Sperrwerk bei Hitzacker festgelegt," bedauerte der BUND-Vertreter. "Wir gehen aber davon aus, dass das Verfahren gesetzeskonform, also ergebnisoffen durchgeführt wird", so Bodenstein-Dresler weiter.
Bei dem konstruktiven Gespräch im NLWK, an dem auch Vertreter des Jeetzeldeichverbandes und des beauftragten Umweltplanungsbüros teilnahmen, erläuterte der BUND noch einmal seine Vorschläge zum weitgehenden Erhalt eines natürlichen Überschwemmungsgebietes. Die landschaftlichen Gegebenheiten würden solch eine Lösung nahe legen, denn die untere Jeetzel genießt im Biosphärenreservat "Niedersächsische Elbtalaue" höchsten Schutz (Gebietsteil C) und liegt zudem im europäischen FFH- und Vogelschutzgebiet. Außerdem bietet die BUND-Variante bei Hochwasser zehn Millionen Kubikmeter zusätzlichen Stauraum.
Als positiv wertete der BUND-Vertreter, dass der NLWK jetzt auch die BUND-Variante untersuchen wird, die eine Ringbedeichung der niedrig gelegenen Jeetzeldörfer zwischen Lüggau und Hitzacker vorsieht und ein Sperr- und Schöpfwerk bei Lüggau. Bisher würde diese Lösung nur mit einer durchgezogenen linksseitigen Deichstrecke vom NLWK betrachtet. Die neue Variante gewährleiste die Sicherheit der Menschen bei Hochwasser und sichere gleichzeitig die natürlichen Potentiale der Aue, da sie nicht durch einen Deich abgetrennt werde. "Unsere Lösung wahrt die berechtigten lokalen Interessen und wird auch den überregionalen, nationalen und europäischen Naturschutzbelangen gerecht", sagte Bodenstein-Dresler.
Der NLWK stellte bei dem Treffen die wasserwirtschaftlichen Verhältnisse an Jeetzel und Elbe vor, die beim Hochwasserschutz für Hitzacker und die umliegenden Dörfer maßgeblich sind. Eine Umweltverträglichkeitsstudie für die Planungen lag jedoch noch nicht vor. Deshalb kann die natur- und umweltverträglichste Variante erst im Planfeststellungsverfahren erörtert werden.