28. Mai 2011
BUND Niedersachsen ehrt Hans-Hermann Jantzen mit Konrad-Buchwald-Medaille
HANNOVER. Bei der heutigen Jahresvertreterversammlung des BUND Landesverbands Niedersachsen hat der Umweltverband Hans-Hermann Jantzen mit der Konrad- Buchwald-Medaille ausgezeichnet. Jantzen war von 1997 bis 2011 Landessuperintendent für den Sprengel Lüneburg der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover und zusätzlich von 2010 bis 2011 Bischofsvikar seiner Landeskirche. Der BUND möchte mit dem Preis Jantzens besonders engagiertes Eintreten für die Bewahrung der Schöpfung würdigen und ihm dafür danken. Denn Hans-Hermann Jantzen hat sich jahrzehntelang insbesondere gegen Atomkraft eingesetzt.
Renate Backhaus, Mitglied im BUND-Landesvorstand und atompolitische Sprecherin, sagte in ihrer Laudatio: „Im Sprengel Lüneburg erntete Hans-Hermann Jantzen neben Zustimmung heftige Kritik, als er 1997 kurz nach seinem Antritt sagte, sein Herz schlage für die Atomkraftgegner. Im Laufe der Jahre besuchte er nicht nur die Menschen in Gorleben und die AKW-Standorte, sondern warb in der Synode und landesweit für ein baldiges Ende der Nutzung der Atomenergie. Das brachte ihm von Seiten mancher Politiker Ärger ein, im Laufe der Jahre dann aber mehr und mehr Zustimmung und Anerkennung.“
Einige Aktivitäten von Jantzen hob Renate Backhaus besonders hervor:
- In Gorleben feiern jeden Sonntag um 14 Uhr Menschen im Angesicht des so genannten Erkundungsbergwerkes einen Gottesdienst. Am 15. Jahrestag der Errichtung des ersten Kreuzes hat Hans-Hermann Jantzen dort eine eindrucksvolle Predigt gehalten, eine Ermutigung für alle Atomkraftgegner.
- Am Reformationstag 2009 in Tespe an der Elbe hat Hans-Hermann Jantzen gegenüber dem AKW Krümmel einen Apfelbaum gepflanzt, der nicht nur den evangelischen Christen als Hoffnungssymbol gilt.
- Bei der Vorbereitung zur Menschenkette zwischen Brunsbüttel und Krümmel hat Hans-Hermann Jantzen in Lüneburg nach einer eindrucksvollen Rede auf dem Marktplatz im Frühjahr 2010 einen Wegweiser geschenkt bekommen. Darauf sind die Namen von AKW oder Endlagern zu lesen: Asse, Gorleben, Krümmel, Tschernobyl. Diesen Wegweiser hat er in unmittelbarer Nähe des AKW Krümmel in der Elbmarsch aufgestellt.
Backhaus lobte, dass Hans-Hermann Jantzen sein Amt als Landesbischof und Bischofsvikar lange Jahre genutzt habe, um einen breiten Meinungsbildungsprozess in der Kirche und in der Gesellschaft für den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung voranzutreiben. Er unterstützte das Deeskalationsteam bei den Castortransporten, forderte Energieeinsparung, die Nutzung alternativer Energien, kümmerte sich um viele Umweltprojekte und machte sich zudem auch für den Schutz der Elbe stark.
Hans-Hermann Jantzen sagte in seiner Dankesrede, dass er den Preis stellvertretend für alle Mitstreiter und Unterstützer in seiner Kirche annehme. „Die Erde ist uns geschenkt worden, wir müssen sie bewahren.“ Als er erstmals in Lüneburg gegenüber der Presse kund getan habe, dass sein Herz für die Atomkraftgegner schlage, habe ein Politiker anschließend zu ihm gesagt: „Mit Ihnen bin ich fertig.“ Er habe dennoch den Dialog mit allen Atomkraftbefürwortern weitergeführt.
Zur Frage, warum die Kirche gegen Atomkraft sein dürfe, erklärte er: „Weil der hochgiftige Müll Millionen von Jahren bewacht werden muss. Das ist ein Größenwahn, den wir nicht hinnehmen dürfen. Die Menschen nutzen eine Technologie, die nicht beherrschbar ist. Und gerade jetzt, wo Fukushima aus den Schlagzeilen verschwindet, müssen wir unbedingt am Ball bleiben, bis alle Atomkraftwerke abgeschaltet sind.“
Neben dem Einsatz gegen Atomkraft bleibe er auch weiterhin für den Schutz der Elbe aktiv. „Es darf nicht passieren, dass dieser wunderschöne Fluss aus kurzfristigen Interessen verhunzt wird.“
Die Fotos im Anhang sind zur Veröffentlichung freigegeben (Fotos: BUND). Sie zeigen Renate Backhaus, die Hans-Hermann Jantzen auszeichnet, Hans-Hermann Jantzen bei seiner Rede und den Geehrten mit seiner Frau Ursel Jantzen nach der Preisverleihung.
Hintergrund
Der Konrad-Buchwald Preis des BUND Niedersachsen
Ausschreibungsbereich: landesweit
Zielgruppe: Einzelpersonen oder Gruppen
Vorschlagsberechtigt: grundsätzlich jeder
Der Preis besteht aus einem Preisgeld von bis zu 1500 Euro (Auszeichnung in Gold) oder 750 Euro (Auszeichnung in Silber) sowie einer Anstecknadel in Gold bzw. Silber und einer Urkunde.
Ziel der Preisverleihung ist die Ehrung von Personen, die sich in besonderem Maße um Natur und Umwelt verdient gemacht haben. Das Preisgeld soll Natur- und Umweltschutzprojekten zugute kommen. Der Preis wird zu Ehren des langjährigen Vorsitzenden und Mitgründers des BUND Landesverband Niedersachsen, Prof. Dr. Konrad Buchwald, verliehen. Er soll an dessen Lebenswerk als „Mentor“ des Naturschutzes in Deutschland erinnern. Der Preis wurde 1993 zum ersten Mal vergeben.
Vergabeverfahren:
Der BUND-Landesvorstand sammelt Vorschläge und stimmt über die Preisträger ab.
Pressemitteilung zum Download (PDF-Format, ca. 120 KB)