BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


19. Januar 2001

BSE - Bartels späte Einsicht? BUND fordert konkrete Maßnahmen zur Gestaltung einer verbraucher- und umweltfreundlichen Landwirtschaft

Von: Robert Exner, BUND-Pressereferent

Hannover, 19. Januar 2001 - Vor dem Hintergrund der BSE-Krise hat sich heute der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit zehn Forderungen für Sofortmaßnahmen an die Politik gewandt: "Nach den vielversprechenden Ankündigungen der letzten Woche erwarten wir jetzt von der Landesregierung konkrete Schritte", sagte Carola Hamann, stellvertretende Geschäftsführerin des BUND. Um in Niedersachsen eine verbraucher- und umweltfreundliche Landwirtschaft aufzubauen, sieht der BUND dringenden Handlungsbedarf bei der Herstellung und dem Einsatz von Futtermitteln, bei der Umschichtung von EU-Fördermitteln zugunsten einer art- und umweltgerechten Erzeugung, bei der Förderung regionaler Absatz- und Vermarktungsinitiativen und bei der Stärkung der Verbraucherposition. Die Finanzplanung der AGENDA 2000 biete seit langem den Rahmen für eine landwirtschaftliche Neuorientierung, doch diese Möglichkeiten seien hierzulande bisher sträflich vernachlässigt worden. "Hier erwarten wir ein schnelles Umdenken vom niedersächsischen Landwirtschaftsminister," so die BUND-Sprecherin. "Es wäre schön, wenn das Kürzel BSE ja doch noch positiv gewendet für 'Bartels späte Einsicht' stehen könnte", hofft Hamann."Es reicht nicht aus, das Landwirtschaftsministerium mit einem neuen Landesamt zu schmücken ohne weitergehende Maßnahmen", so die BUND-Sprecherin. "Wenn jetzt mehr Transparenz zugesagt wird, muss das in der Umsetzung bedeuten, dass Verbraucher-, Umwelt-, Ärzte- und andere Fachverbände als dauerhaft begleitende Expertenrunde beim neuen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hinzugezogen werden", erläuterte Hamann. Andernfalls sei Transparenz nur ein kurzlebiges Schlagwort zur Verbraucherberuhigung.Konsumentenaufklärung müsse ebenfalls zur Aufgabe der Politik werden und nicht nur den Verbänden überlassen bleiben: "Nur wenn zukünftig schon jedes Kind weiß, dass 'gut statt billig produzierte Lebensmittel' besser sind, wird es eine entsprechende Nachfrage nach umweltgerecht produzierten Nahrungsmitteln geben", sagte die BUND-Sprecherin. Und nur dann sei eine grundlegende Neuorientierung in der Landwirtschaft erfolgreich.Nach Ansicht des BUND wurden in der BSE-Diskussion die Weiterverarbeitung und die Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse bisher zu wenig berücksichtigt: "Transparenz und Sicherheit für die Verbraucher lässt sich am besten durch regionale Produktionskreisläufe und Vermarktungswege gewährleisten. Je kürzer und klarer der Weg vom Futtermittel hin zum Lebensmittel ist, umso größer sind auch die Möglichkeiten der Produkthaftung. Daher müssen solche Wege zukünftig gestärkt und den weiteren Globalisierungstrends in der Landwirtschaft entgegengewirkt werden", verlangt Hamann. Neben den Erzeugern müssten klein- und mittelständische dezentrale Weiterverarbeitungs- und Vermarktungsbetriebe unterstützt bzw. wieder aufgebaut werden, andernfalls bestehe die Gefahr, dass die Vermarktung verbraucher- und umweltgerechter Erzeugnisse scheitere und damit die gesamte landwirtschaftliche Umgestaltung. Vorhandene EU-Mittel zur Förderung umweltgerechter Kleinbetriebe mit hoher Beschäftigungsquote müssten entsprechend genutzt werden, forderte der BUND von der niedersächsischen Landesregierung.


Quelle: http://archiv.bund-niedersachsen.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/bse-bartels-spaete-einsicht-bund-fordert-konkrete-massnahmen-zur-gestaltung-einer-verbraucher-un/