8. September 2005
Bagger im Nationalpark? Zerstörung von Salzwiesen droht - Umweltverbände fordern Beibehaltung der 10 Grundsätze zum Küstenschutz!
Wilhelmshaven - "Soviel Küstenschutz wie nötig, soviel Naturschutz wie möglich"! Diese Devise bekräftigten die 6 Umweltverbände und die Teilnehmer der Diskussionsveranstaltung heute in Wilhelmshaven.
Die Verbände wenden sich massiv gegen eine unnötige Nutzung und Zerstörung wertvoller Salzwiesen zum Deichbau. Deutlich wurde, dass die knapper werdenden Finanzen von Bund und Land weitere Diskussionen und Überlegungen nötig machen. Permanente und großflächige Eingriffe in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sind nach Ansicht der Umweltschutzschutzverbände nicht vertretbar.
Konkret geht es um den Abbau von Kleiboden, der als Baumaterial für Deicherhöhungen benötigt wird. "Das vollständige Abbaggern von großen Salzwiesenflächen wäre ein massiver Eingriff in diesen Lebensraum mit bis zu 1600 Arten. Dadurch würden Salzwiesen des Nationalparks auf Jahrzehnte entwertet und gefährdete Vogelarten wie z.B. der Rotschenkel würden in diesem Bereich ihre Brutplätze verlieren", so Siecke Martin vom WWF. Dabei besteht eine Alternative, denn der benötigte Kleiboden kann auch außerhalb des Nationalparks im Binnenland gewonnen werden.
Die Naturschutzverbände fordern, dass die "10 Grundsätze für einen effektiven Küstenschutz", die 1995 verabschiedet wurden, ihre Gültigkeit behalten. Diese stellen einen seinerzeit zwischen den Beteiligten ausgehandelten Kompromiss dar, der sowohl dem Deichbau als auch dem Naturschutz gerecht wird und sich in den vergangenen Jahren gut bewährt hat. Eine prinzipielle Änderung der auf bürgernahes und konstruktives Miteinander von Küsten- und Naturschutz angelegten Vorgehensweise ist für den Naturschutz nicht akzeptabel. In den Grundsätzen ist u.a. festgelegt, dass für Deicherhöhungen und für die Gewinnung des Kleibodens nur in Ausnahmefällen Salzwiesen des Nationalparks in Anspruch genommen werden dürfen. "Die Grundsätze wurden von allen Beteiligten einvernehmlich verabschiedet. Dies will Umweltminister Sander nun ändern", befürchtet Ulrich Thüre vom NABU.
"Die künstlich angestoßene Debatte ist fachlich nicht nachvollziehbar und sollte so schnell wie möglich beendet werden" so Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler vom BUND "Die bisherigen Regelungen berücksichtigen die verschiedenen rechtlichen und fachlichen Anforderungen von Deichbau und Naturschutz in vorbildlicher Art und Weise, warum in ein funktionierendes System eingreifen?"
Die Verbände plädieren einhellig dafür, es bei der erarbeiteten Lösung der "10 Grundsätze für einen effektiven Küstenschutz" zu belassen anstatt das mühselig aufgebaute Miteinander von Küstenschutz und Naturschutz leichtfertig zu beschädigen.
