25. August 2011
Ein seltener Gast - Waldkindergarten entdeckt geschützte Haselmaus
Hannover, Bad Pyrmont. Im Waldkindergarten Bad Pyrmont wurde eine Haselmaus gesichtet und an die Projektleitung der „Großen Nussjagd in Niedersachsen" gemeldet. Das Projekt von BUND und NAJU Niedersachsen hat sich zum Ziel gesetzt, in ganz Niedersachsen nach dem kleinen Nager zu suchen und ihn an möglichst vielen Orten aufzuspüren.
Erzieherin Gudrun Baumbach traut ihren Augen kaum, als sich der Beutel mit Hygieneartikeln im Toilettenhäuschen des Waldkindergartens Bad Pyrmont plötzlich bewegt. Zum Start des Kindergartens nach den Sommerferien hatte sie im Häuschen klar Schiff machen wollen, als sie eine Begegnung der besonderen Art hat. Todesmutig wirft sie einen Blick in den Beutel - darin sitzt ein kleines Mäuschen mit sandfarbenem Fell, buschigem Schwanz und schwarzen Knopfaugen, das ihr verschrocken entgegenblickt. „Das muss eine der selten gewordenen Haselmäuse sein", schießt es ihr durch den Kopf. Beim letzten Waldkindergarten-Landestreffen hatte „Nussjägermeister" Andreas Niesel davon berichtet.
Den Titel „Nussjägermeister" hatte Niesel im Frühjahr auf einer Schulung von NAJU und BUND in Niedersachsen erworben und dort alles über die Haselmaus erfahren und auch darüber, wie sie gefunden werden soll. Mithilfe der Sammelleidenschaft von Kindern, die angeknabberte Haselnussschalen suchen und an das Projektbüro in Hannover schicken, können BUND und NAJU der putzigen Haselmaus auf die Spur kommen.
„Wir rufen auch in diesem Herbst wieder alle Kinder auf, uns bei der Suche nach der Haselmaus zu helfen! Und Schulungen zum Nussjägermeister bieten wir auch wieder an", erklärt NAJU-Projektleiterin Andrea Tapp. Die Schulungen finden am 10. September in Braunschweig und am 24. September in Sankt Andreasberg (Harz) statt. Mehr Informationen dazu gibt es auch unter www.nussjagd-niedersachsen.de.
Die Haselmaus in Bad Pyrmont hielt weiter alle in Atem: Nach einem kurzen Spaziergang durch die Hütte, bei dem die herbeigerufenen Kinder ganz begeistert zuschauen, verschwindet die Haselmaus wieder in dem Beutel. Gut, dass es Kollegin Katharina Gibmeier noch gelingt, schnell ein Foto zu schießen. Für alle ist klar: In Zukunft wollen sie ein besonderes Augenmerk auf die Haselmäuse in ihrem Wald haben. Geplant ist eine Teilnahme an den Aktionen zum Schutz der Haselmaus, die bei der Großen Nussjagd angeboten werden. Durch die Pflanzung von Futtersträuchern wie Weißdorn, Schlehe oder Wildapfel kann die Haselmaus auch mit einer einmaligen Aktion gut unterstützt werden. Und in Bad Pyrmont ist zudem ab dem Frühjahr eine Beobachtungsreihe am Haselmaus-Nistkasten mit Kamera geplant.
Erstmal werden sich die Kinder aber im Toilettenhäuschen ganz vorsichtig bewegen in der Hoffnung, dass die Haselmaus bei ihnen wohnen bleibt. Sollte sich das kleine Tier gestört fühlen, ist das nicht allzu schlimm: Dann zieht es in eins seiner anderen Nester um. Und ab Oktober müssen sich die Kinder keine Sorgen mehr machen: Dann baut sich die Haselmaus ein Nest am Boden und verschwindet für fast sechs Monate komplett von der Bildfläche, betont Andrea Tapp, Haselmausprojektleiterin von der NAJU Niedersachsen.
HINTERGRUND
Die Große Nussjagd in Niedersachsen
Seit Juli 2010 haben NAJU und BUND in Niedersachsen alle Kinder aufgerufen, sich an der Großen Nussjagd zu beteiligen. Ziel ist, die Haselmaus in Niedersachsen nachzuweisen - mithilfe vieler kleiner Forscher. Denn die Daten zur Haselmaus sind lückenhaft, das Vorkommen dieser streng geschützten Art auch aufgrund ihrer heimlichen Lebensweise kaum bekannt. Die Haselmaus hinterlässt aber an Haselnussschalen so charakteristische Nagespuren, dass sie sich dadurch nachweisen lässt.
"Die Große Nussjagd in Niedersachsen" wird gefördert von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung.
Biologie der Haselmaus
Die nur daumengroße Haselmaus ist gar keine Maus, sondern eine kleine Verwandte des Siebenschläfers. Beide gehören zu den so genannten Schlafmäusen oder Bilchen. Ihre wichtigsten Gemeinsamkeiten: Große schwarze Kulleraugen, buschig behaarte Schwänze und leidenschaftliches Schlafen. Im Unterschied zum 20 Zentimeter großen Siebenschläfer wird die Haselmaus nur acht Zentimeter groß und steckt voller Geheimnisse. Sie lebt meist hoch über unseren Köpfen in den Kronen der Bäume und meidet den riskanten Weg über den Erdboden. Der Kletterkünstler wird daher so gut wie nie beobachtet. Die Verbreitung der Haselmaus ist deshalb auch weitgehend unbekannt. Nur manchmal finden Naturschützer bei der Reinigung von Nistkästen Hinweise auf den putzigen Baumkobold. Aufgrund der vielen Geheimnisse der Haselmaus, nutzen NAJU Niedersachsen und BUND eine ihrer Leibspeisen - die Haselnuss - um den Weg zu ihr zu finden.
Die „Grosse Nussjagd in Niedersachsen“ ist im Netz zu finden unter www.nussjagd-niedersachsen.de
Das Foto „Haselmaus im Toilettenhäuschen des Waldkindergartens Bad Pyrmont" können Sie hier herunterladen. Freigabe zum Abdruck bei Nennung der Fotografin: Katharina Gibmeier.
Rückfragen:
Sabine Edlich, BUND Niedersachsen, Tel: (0511) 965 69 14, E-Mail: Sabine.Edlich@nds.bund.net
Andrea Tapp, NAJU, Tel. (0511) 911 05 30, E-Mail: tapp@naju-niedersachsen.de
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