30. September 2009

Schutzgebiet soll an Weser für Ziegen-Massentierhaltung verkleinert werden

Hannover - Der Landkreis Holzminden beabsichtigt, mehr als acht Hektar des Landschaftsschutzgebietes (LSG) "Wesertal" aufzuheben. Dort soll eine Stallanlage für 7.500 Ziegen errichtet werden. Ein Bauantrag für diese erste industrielle Ziegenhaltung in Deutschland, gleichzeitig die europaweit größte Anlage, liegt allerdings noch nicht vor. Ob die Baugenehmigung jemals erteilt werden darf, ist zweifelhaft, denn die geplante ganzjährige Stallhaltung der Ziegen verstößt nach Meinung der Kritiker gegen das Tierschutzgesetz, weil die Haltung von Ziegen ohne Freilauf und Klettermöglichkeiten nicht artgerecht ist.

Der BUND weist darauf hin, dass mit der Aufgabe des LSG zu Gunsten der wirtschaftlichen Interessen eines Betriebes und einiger weniger Arbeitsplätze der gesamte Weserbogen als beliebter und stark frequentierten Erholungsraum entwertet würde. "Die Teillöschung betrifft den landschaftlich reizvollsten und damit empfindlichsten Teil des LSG-Wesertal. Der weitgehend unverbaute Weserbogen bei Heidbrink mit ufernahem Grünland, offenen Feldern mit Gehölzreihen und Gebüschen sowie Laubmischwäldern ist vom Fremdenverkehrsort Polle weithin einsehbar" betont Dr. Marita Wudtke vom BUND Landesverband Niedersachsen e. V. "Bisher wird noch mit dem attraktiven Panoramablick von der Burg Polle geworben - das ist mit den Ziegenställen dann vorbei. Die Gäste der Tourismusschifffahrt, die Camper an der Weser und die jährlich etwa 150.000 Radler auf dem Weserradweg werden auch den Geruch zu spüren bekommen".


Auch der Status von Polle als Luftkurort könne deshalb zukünftig gefährdet sein. Ein anderer Standort wurde vom Betreiber überhaupt nicht in Betracht gezogen, obwohl der Betrieb - Vereinbarkeit u.a. mit dem Tierschutzrecht vorausgesetzt - überall realisiert werden könnte, weil sämtliche Futtermittel zugekauft werden.


Mit der Ziegenstall-Massentierhaltung würden sämtliche Konzepte konterkariert, auf die man sich in den zurückliegenden Jahren in der Region geeinigt hatte. Im Rahmen einer LEADER-Planung der Vogler-Region wurde bspw. mit großer Mehrheit eine touristische Entwicklung des Wesertals als Entwicklungsziel formuliert: Ausbau der Radwege, Erlebnisbauern- und Landschaftspflegehof auf der Domäne. BUND und Samtgemeinde Polle hatte die Ideen schon in einer Machbarkeitsstudie bewerten lassen. Für den Ausbau des Weserradweges und die Sanierung des denkmalgeschützten Kuhstalles durch die Domänenverwaltung des Landes Niedersachsen sind bereits öffentliche Mittel in beträchtlichem Umfang investiert worden. Der Kuhstall wurde in der letzten Woche bereits abgerissen.


Der BUND appelliert an den Kreistag, einer Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes nicht zu zustimmen. Auf keinen Fall, bevor die Zulässigkeit des vorgesehenen Ziegen-Massentierstalles zu beurteilen ist. Dabei spielen nicht nur Tierschutzaspekte eine Rolle, sondern auch in unmittelbarer Nähe liegende Naturschutz- und Natura 2000-Gebiete, die durch Luftschadstoffe der Stallanlage in Mitleidenschaft gezogen werden können. Auch erhebliche Beeinträchtigungen der Laubwälder mit Naturwald und altem Baumbestand könnten zur Unzulässigkeit des Projektes führen. "Ein LSG zu löschen, in der Hoffnung, ein geplantes Vorhaben eines privaten Investors könne vielleicht zulässig sein, ist aus unserer Sicht nicht vertretbar" so Dr. Wudke vom BUND LV Niedersachsen.


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