22. Februar 2007

Gutachten bestätigt: Kohlekraftwerk nicht zukunftsfähig - Geplantes Kohlekraftwerk weder ökonomisch noch ökologisch zukunftsfähig

Bremen - Selbst modernste Steinkohlekraftwerke sind mehr als doppelt so klimaschädlich wie Gas- und Dampfkraftwerke (GUD). Diese bekannte Tatsache wurde nun auch noch einmal für Bremen in dem von Umweltsenator Neumeyer in Auftrag gegebenen Gutachten zum geplanten 910-MW-Steinkohlekraftwerk Mittelsbüren der swb in Bremen bestätigt. Der eigentliche energetische Irrsinn einer solchen Anlage besteht darin, dass über die Hälfte der erzeugten Energie nutzlos und umweltschädlich als Abwärme in die Weser abgegeben werden soll, kritisiert BUND-Energieexperte Klaus Prietzel.

"Weltweit und gerade auch europaweit wächst durch die dramatischen aktuellen Klima-Prognosen der Druck, endlich zu handeln und hier soll für die nächsten 40 Jahre klimapolitische Steinzeittechnologie neu errichtet werden". entrüstet sich Prietzel. "Wenn ein Energieversorger heute noch einseitig auf solche Lösungen setzt, bläst er seine Verantwortung für uns und nachfolgende Generationen in den Himmel."

Im Gutachten wurde aber auch die Wirtschaftlichkeit der beiden Alternativen untersucht. Selbst in dieser Hinsicht gibt es erhebliche Fragezeichen, ob Kohle die bessere Alternative ist. Letztlich weiß aber niemand, wie sich die Energiemärkte in den nächsten Jahrzehnten entwickeln werden. Das sieht man deutlich an der jetzigen Labilität der Gasmärkte, die vor ein paar Jahren noch kein Experte vorausgesehen hat, stellt Prietzel fest. Und alle internationalen Experten haben sich hinsichtlich der Ölpreisentwicklung gnadenlos nach unten verschätzt. Warum soll das bei Kohle anders sein?

Der BUND begrüßt es natürlich, dass auch der Umweltsenator jetzt Zweifel bekommt, ob die swb AG sowohl klimapolitisch wie energiewirtschaftlich auf dem richtigen Weg ist. Offensichtlich kann er sich aber noch nicht von der Vorstellung eines Großkraftwerks trennen. Und für solche Dimensionen ist der vorgeschlagene Fernwärmeausbau reine Augenwischerei, weil man mit den riesigen Abwärmemengen eines solchen Kraftwerks alle Bremer Haushalte beheizen könnte. Schon die bestehenden deutlich kleineren Bremer Kraftwerke bleiben auf dem Großteil ihrer Wärme sitzen.

Und die von Neumeyer vorgeschlagenen Techniken zur Abtrennung von über 4 Millionen Tonnen CO2 jährlich sind frühestens 2020 großtechnisch einsetzbar, wenn das Bremer Kraftwerk schon 9 Jahre am Netz sein soll. Sein energetisch sowieso schon schlechter Wirkungsgrad würde sich dadurch noch mal deutlich verringern und die Wirtschaftlichkeit wäre erst recht in Frage gestellt.

Deshalb greift dieses Gutachten viel zu kurz, moniert der BUND. Er fordert nun von der Behörde deutlich weitergehende Untersuchungen und klare Ziele für eine energiewirtschaftliche Strategie. Das Bremische Energiegesetz von 1992 schreibt vor, dass vor dem Bau von Anlagen zur Erzeugung von Elektrizität zu prüfen ist, ob statt dessen oder ergänzend Maßnahmen zur Energieeinsparung oder zur rationellen Energienutzung und -versorgung technisch möglich sind und welche zusätzlichen Kosten hierdurch verursacht würden. Auch wenn die bremische Politik und Verwaltung ungern an ihr eigenes Gesetz erinnert werden will, ist eine solche Analyse heute wichtiger denn je.

"Wir brauchen in Bremen kein 900-MW-Kraftwerk", ist BUND-Vorstandsmitglied Prietzel überzeugt. Die Zukunft der Stromversorgung liegt in kleineren Blockheizkraftwerken mit Biomasse und Biogas. Der weitere Ausbau der Windkraftnutzung gehört auch dazu, beispielsweise auf Standorten wie der Blockland-Deponie. Außerdem haben bisher verschwindend wenig Bremer Häuser eine Solarstromanlage. Dafür aber jede Menge stromfressende Elektrogeräte, nutzlose Standbyschaltungen und ineffiziente Beleuchtung. Diese Effizienzpotentiale sollten jetzt endlich genutzt werden, als eine Art Einspar-Kraftwerk, allen voran in öffentlichen Gebäuden wünscht sich der BUND. Kohlekraftwerke sind eine Technologie aus dem 19. Jahrhundert. Wir brauchen in der Energiepolitik, aber auch von den swb jetzt konkrete Ausstiegspläne für diese fossile Technik, und nicht riesige Neubauten.

Rückfragen: Dr. Anne Schierenbeck, 0421/79002-23




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