5. Dezember 2001

20 Jahre Moorschutzprogramm Niedersachsen - BUND: "Zwiespältige Bilanz - Erfolge, aber auch Gefahren für Moore"

Von: Robert Exner, BUND-Pressereferent

Hannover, 05. Dezember 2001 - Eine zwiespältige Zwischenbilanz nach 20 Jahren Moorschutzprogramm in Niedersachsen zog heute Dr. Reinhard Löhmer, der stellvertretende Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Am 1. Dezember 1981 verabschiedete die damalige CDU-Landesregierung das erste Moorschutzprogramm. "Inzwischen gibt es zwar in allen Regierungsbezirken Beispiele für erfolgreiche Moorschutzarbeit, andererseits bleibt der industrielle Torfabbau weiterhin problematisch", so der BUND-Experte. Gebietsweise sei der Abbau noch bis 2040 genehmigt. "Die Nachfrage nach Torf ist ungebremst und wird zunehmend gedeckt durch die Abtorfung von Hochmoorgrünlandflächen," so Löhmer, "außerdem beutet die Industrie immer stärker die Moore im Baltikum aus. Solche Importe bereiten uns große Sorge", sagte der Vertreter des Umweltverbandes weiter.
Im neuen Landesraumordungsprogramm will Niedersachsen 40.000 Hektar für die Torfgewinnung ausweisen, darunter sogar Hochmoorflächen, die der staatlichen Moorschutzverwaltung unterliegen. "Torfersatzstoffe werden noch immer in zu geringen Mengen verwendet. Trotz vieler Einsatzmöglichkeiten, machen sie bei der Substratherstellung für Gartenbau und Hobbygärtner gerade mal fünf bis sechs Prozent aus", bemängelte Löhmer.
Als positives Beispiel nannte der BUND-Experte die Diepholzer Moorniederung, wo der BUND seit 15 Jahren mit finanzieller Unterstützung des Landes 4.900 Hektar Naturschutzgebiete betreut. "Zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten wie Sonnentau oder Schwarzkehlchen und Kranich haben sich hier wieder ausgebreitet oder neu angesiedelt", schilderte Löhmer die erfolgreiche Entwicklung. "In vielen anderen Gebieten fehlen dagegen noch Maßnahmen, um den Verlust an moortypischen Arten zu stoppen, so zum Beispiel im Altwarmbüchener oder im Oldhorster Moor in der Region Hannover", weiß der BUND-Vertreter.
Die verbliebenen Moorreste und wiederhergestellten Renaturierungsflächen seien durch Nährstoffeinträge - vor allem aus der Landwirtschaft - stark gefährdet. "Moore sind von Natur aus nährstoffarm. Heute werden sie aber jährlich mit bis zu 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar aus der Luft zwangsgedüngt", erklärte Löhmer. Durch die Ausdünstungen z.B. aus der Massentierhaltung gelangten immer mehr Nährstoffe in die Luft. "Der Boom beim Bau neuer Großställe lässt wenig Gutes für die Moore und andere nährstoffarme Lebensräume erwarten", fürchtet der BUND-Vertreter. "Beim Moorschutz ist noch viel zu tun. Zwei Jahrzehnte sind so gut wie nichts für die Wiederherstellung jahrtausendealter Naturräume und Landschaften", so das Resümee von Löhmer.




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