17. Oktober 2000
BUND: "Atomkonsens ist Nonsens" - Castorhalle in Lingen konterkariert raschen Atomausstieg
Von: Robert Exner, BUND-Pressereferent
Hannover, 17. Oktober 2000 - Der Bund fur Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Niedersachsen lehnt den geplanten Bau der Castorhalle in Lingen ab. Durch das Schaffen zusätzlicher Zwischenlagerkapazitäten an den Atomkraftwerken werde die Laufzeit der gefährlichen Reaktoren beträchtlich verlängert, sagte die BUND-Landesvorsitzende Renate Backhaus. In der geplanten Lagerhalle in unmittelbarer Nähe zur 55.000 Einwohner zählenden Stadt Lingen sollen insgesamt 1.500 Tonnen Brennstoff gelagert werden können. "Das entspricht einer Laufzeit von knapp 55 Betriebsjahren", sagt Backhaus. "Damit wäre der Betrieb des Atomkraftwerkes Lingen noch bis zum Jahr 2055 möglich - das ist unverantwortlich." Der Reaktor wurde 1988 in Betrieb genommen.
Wenn morgen am Mittwoch der erste Spatenstich für den Bau des Zwischenlagers erfolge, beweise dies deutlich, dass der mit der Atomwirtschaft vereinbarte Konsens nicht dem Atomausstieg diene, sondern dem ungestörten Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Dabei werde eine weitere Gefährdung der Bevölkerung in Kauf genommen. Durch die überdimensionierte Castorhalle erhöhe sich das radioaktive Aktivitätspotential am Standort des Atomkraftwerkes Lingen ganz erheblich, befürchtet Backhaus. Bei einem Unfall im Atomkraftwerk sei möglicherweise auch das Zwischenlager betroffen.
"Die rotgrüne Bundesregierung betreibt ein verantwortungsloses Spiel mit der Gesundheit und der Sicherheit der Bevölkerung", sagte die BUND-Landesvorsitzende. "Um weitere Gefahren von den Menschen in der Region abzuwenden, gibt es nur eine Lösung: Die Castorhalle darf nicht gebaut werden."